Nous finirons ensemble Frankreich 2018 – 135min.
Filmkritik
Wiedersehen mit Freunden
Mit der französischen Tragikomödie Kleine wahre Lügen ist dem Schauspieler und Filmemacher Guillaume Canet 2011 ein Überraschungshit gelungen. Nun legt er – erneut als Regisseur – mit Nous finirons ensemble nach und lässt die Clique rund um Max (Der Ziemlich beste Freunde-Star François Cluzet) einige Jahre später erneut an der französischen Atlantikküste aufeinandertreffen.
Cap Ferret an der Atlantikküste: Das gemütliche Ferienhaus von Max (François Cluzet) steht wie jedes Jahr bereit für die obligaten Sommerferien. Doch statt wie üblich mit der kompletten Clique ist er alleine zum malerischen Ferienort gereist. Max, der dringend seine Batterien aufladen muss, will seinen 60. Geburtstag im kleinen Kreis verbringen. Er hat seine Pläne aber ohne seine ehemaligen Freunde gemacht, denn plötzlich stehen diese im Ferienhaus auf der Matte. Für den runden Geburtstag ist als Überraschung die ganze Clique angereist, mit der Max für gewöhnlich seine Sommer verbracht hat – doch seit dem schmerzlichen Tod von Ludo (Jean Dujardin) vor einigen Jahren hat der 59-Jährige die Gruppe nie mehr wiedergesehen. Und seither hat sich einiges getan: Kinder sind älter geworden, Beziehungen sind zerbrochen, Freundschaften haben sich verändert.
So ist Max nicht der einzige, der mit dem Leben zu kämpfen hat. Auch Marie (Marion Cotillard) scheint sich seit den Ereignissen von damals noch nicht so richtig gefunden zu haben, und Antoine (Laurent Lafitte) lässt sich als Assistent von Eric (Gilles Lellouche) herumkommandieren, der wiederum mit seiner Rolle als alleinerziehender Vater zurechtzukommen versucht, vieles aber einfach an seine verzweifelte Nanny delegiert. Bei Vincent (Benoît Magimel) und Isabelle (Pascale Arbillot) hat sich schliesslich in den wenigen Jahren einiges getan, das auf den zweiten Blick noch nicht so ganz verdaut scheint. Es verwundert deshalb nicht, dass das erste Aufeinandertreffen zwischen der einmal eingeschworenen Truppe ein wenig harzig verläuft.
Guillaume Canet, der nebst der Regie zusammen mit Rodolphe Lauga erneut auch das Drehbuch verantwortet, lässt sich Zeit, um seine Figuren ankommen zu lassen – und damit letztlich auch den Zuschauer, denn seit dem ersten Teil sind in der Zwischenzeit doch einige Jahre vergangen. Insbesondere zu Beginn ist Nous finirons ensemble wie ihr Vorgänger erneut eine schöne und lebensnahe Ode an die Freundschaft, die vom gekonnt feinfühligen Spiel ihres für die Fortsetzung vollständig zurückgekehrten Casts lebt, allen voran François Cluzet und eine wieder einmal vereinnahmende Marion Cotillard.
Als neues Thema zieht sich die Zeit als Auslöser für sentimentale Eskapaden und Freundschaftstöter durch die Tragikomödie. Das verleiht ihr zusammen mit einem Vorfall rund um Max insbesondere in der zweiten Hälfte eine äusserst ernsthafte Komponente, welche aufflackernde heitere Momente schnell wieder erstickt. Gepaart mit einigen Unebenheiten im Drehbuch, das erzähltechnisch den einen oder anderen Umweg zu viel nimmt, gelingt Canet die Balance zwischen Humor und Tiefgang dieses Mal deshalb weitaus weniger gut als im treffsicheren Kleine wahre Lügen. Und so kann es gut sein, dass man sich diesen zweiten Sommerurlaub unter Freunden dem Bewusstsein zum Trotz, dass das Leben aller nun mal Differenzen und Probleme birgt, unbeschwerter wünscht.
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