Unsere Grosse Kleine Farm USA 2018 – 91min.
Filmkritik
Mit dem Mut der Unentwegten
John Chester schildert, wie er und seine Frau das Stadtleben an den Nagel hängen und in den Hügeln von Kalifornien ihren Traum von der eigenen Ökofarm verwirklichen.
John Chester ist ein auf Fauna und Flora spezialisierter Dokumentarfilmregisseur, seine Frau Molly ist Köchin und betreibt einen Foodblog. Sie lebten früher in Santa Monica, Los Angeles und legten sich eines Tages einen Hund zu, der sich in ihrer Wohnung nicht wohl fühlte. Nicht zuletzt, um ihrem Vierbeiner ein glücklicheres Leben zu ermöglichen, beschlossen sie eines Tages umzusetzen, wovon sie bisher träumten: eine eigene Farm.
Sie erstanden in den Hügeln von Ventura County eine heruntergewirtschaftete Farm. Acht Jahre dauerte es, bis sie das 200 Hektare grosse Stück Land in die heute prächtig florierende «Apricot Lane Farm» verwandelt hatten: eine nach nachhaltigen Methoden betriebene, die Biodiversität pflegende Öko-Farm.
Der Weg dahin allerdings war steinig. Rückschläge drohten die erarbeiteten Erfolge immer wieder zunichte zu machen. Hatte man für das eine Phänomen eine vermeintlich gute Lösung gefunden, zog diese – den Gesetzen der Natur gehorchend – garantiert ein nächstes Problem nach sich. Auch kostete das Ganze ein Stange Geld und die Renaturierung des davor jahrelang in Monokultur bewirtschafteten Bodens erforderte Wissen, das den Chesters fehlte. Doch John und Molly haben enormen Durchhaltewillen und verfügen über viel kreativen Erfindergeist. Sie organisierten Sponsoren. Und sie holten eine ganze Reihe Helfer und den Ökoaktivisten und Biodynamik-Spezialisten Alan York Bord.
Sie dokumentierten ihr Unterfangen von Anfang an mit Kamera und Tagebuch. John, nicht nur für Drehbuch und Regie verantwortlich, sondern über weite Strecken auch die Kamera führend, hat das Geschehen auf der Farm in prächtigen Naturbildern und zum Teil spektakulären Nachtaufnahmen eingefangen; wo die Bilder fehlten, hat man diese mit witzigen Zeichentrickeinlagen ergänzt. Etwas störend hingegen, aber das nur nebenbei, ist die alles übertünkende Säusel-Musik, mit welcher der Film unterlegt ist.
So geht man als Zuschauer in The Biggest Little Farm mit den Protagonisten durch die Jahre und Hochs und Tiefs. Wird Zeuge ihres familiären Glücks (sie werden Eltern). Teilt ihre Freude über einziehende Enten, Schweine, Kühe und den nun glücklichen Hund. Ärgert sich mit ihnen über Mäuse und Kojoten und bangt mit ihnen, wenn die Waldbrände der umliegenden Hügel auf ihren Hof überzugreifen drohen. Vor allem aber lernt man, dass Umdenken und Aussteigen möglich sind. Und dass eines der klügsten Lebensmottos «Beobachten und Abwarten» ist.
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