The Strangers: Opfernacht Grossbritannien, USA 2018 – 85min.
Filmkritik
Grauen im Trailer-Park
Mit seinem beklemmenden Home-Invasion-Thriller The Strangers landete Bryan Bertino 2008 einen kleinen Überraschungserfolg, der – anders als man es aus dem Horrorgenre kennt – jedoch keine zeitnahe Fortsetzung erhielt. Immer wieder gab es Pläne, die maskierten, nur zum Spaß tötenden Psychopathen des Films auf die Leinwand zurückzuholen. Doch erst zehn Jahre nach Veröffentlichung des Originals konnte ein Nachfolger auf den Weg gebracht werden. Regie führte dieses Mal Johannes Roberts (The Other Side of the Door), der ein von Bertino und Ben Ketai verfasstes Drehbuch in Szene setzen durfte.
Teenagerin Kinsey (Bailee Madison) ist mächtig sauer. Immerhin wollen ihre Mutter Cindy (Christina Hendricks) und ihr Vater Mike (Martin Henderson) die rebellische Jugendliche in ein Internat verfrachten. Zu allem Überfluss muss sie vor der „Abschiebung“ auch noch mit ihren Eltern und ihrem Bruder Luke (Lewis Pullman) in einer von Verwandten betriebenen, derzeit gähnend leeren Wohnwagenanlage in der Pampa einkehren. Schon kurz nach Ankunft der Familie klopft es an ihren Trailer. Und nur wenig später entfesselt das mörderische Trio aus Teil eins ein unerbittliches Katz-und-Maus-Spiel.
Wer Bertinos nervenaufreibenden Ursprungsfilm gesehen hat, wird schon am Anfang von The Strangers: Opfernacht einige vertraute Elemente wiederfinden. Abermals liegt gleich in den ersten Minuten eine unangenehme Anspannung in der Luft, die sich aus Kinseys Enttäuschung speist. Erneut lassen sich die Macher Zeit, um die vermummten Killer auf ihre Protagonisten zu hetzen. Und genauso wie im Vorgänger beginnt das Grauen mit dem Auftauchen einer vermeintlich verwirrten jungen Frau. Im Gegensatz zum Schocker von 2008, der räumlich stark begrenzt war und dadurch ein umfassendes klaustrophobisches Empfinden hervorrief, weitet sich das Jagdszenario nun jedoch spürbar aus. Kinsey und Co stolpern mehrfach durch den gespenstisch verlassenen Wohnwagenpark, der eine angemessen unheimliche Kulisse abgibt.
Auch Johannes Roberts versteht es, altbekannte Horrorbausteine und -stilmittel so zusammenzufügen, dass es dem Zuschauer mehrfach den Atem verschlägt. «The Strangers: Opfernacht» huldigt nicht nur in seiner Aufmachung dem Thriller-Kino der achtziger Jahre, sondern baut außerdem die Musik dieser Dekade gewinnbringend in das durchgängig bedrohliche Geschehen ein. Amüsant und verstörend zugleich wirkt etwa Bonnie Tylers Schmachtfetzen „Total Eclipse of the Heart“, der in einer irrwitzigen Swimmingpool-Sequenz zum Einsatz kommt.
Überschattet wird der weitgehend positive Eindruck von einem Finale, das mit seinen hemmungslosen Übertreibungen jegliche Glaubwürdigkeit begräbt und echte Anteilnahme beinahe unmöglich macht. Etwas mehr Bodenhaftung hätte dem sicherlich nicht originellen, dafür aber lange Zeit packenden Slasher gegen Ende definitiv gut zu Gesicht gestanden.
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