A Hidden Life Deutschland, USA 2019 – 174min.
Filmkritik
Ein Leben für Gott
Der neueste Film von Terrence Malick erzählt von einem gewöhnlichen Mann, der zwar bereit ist, in die Armee einzutreten und zu kämpfen, aber nicht willens ist, Adolf Hitler den Treueeid zu schwören.
Franz Jägerstetters Geschichte ist die eines verborgenen Lebens, das erst mehr als 20 Jahre nach seinem Tod ans Licht kam: Als der Historiker Gordon Zahn ein Buch über den Mann schrieb, der sich weigerte, Adolf Hitler die Treue zu schwören. Jägerstetter, der im Jahr 2007 von Papst Benedikt als Märtyrer seliggesprochen wurde, fühlte nur seinem Gewissen gegenüber Verantwortung und war bereit, den ultimativen Preis für seinen Glauben zu bezahlen. A Hidden Life erzählt von seiner Geschichte, die damit begann, dass er inhaftiert wurde – wo man versuchte, ihn auf den „rechten“ Nazi-Weg zurückzubringen.
Der Titel für Terrence Malicks A Hidden Life stammt aus George Eliotts Roman „Middlemarch“, den die Autorin im Jahr 1872 veröffentlichte. Im letzten Satz des Romans heisst es: „…denn die Genesung der Welt ist abhängig von unhistorischen Ereignissen, und dass die Welt für dich und mich nicht so schlecht ist, wie sie sein könnte, ist zumindest zur Hälfte jenen Menschen zu verdanken, die gläubig ein verborgenes Leben führten und in Gräbern ruhen, die niemand je besucht.“
Malick ist schon vor Jahren auf diese Geschichte dieses verborgenen Lebens von Franz Jägerstetter aufmerksam geworden. Er arbeitete lange am Drehbuch, filmte im Jahr 2016 und brauchte drei Jahre für den Schnitt, währenddessen der Film sich radikal wandelte und die Schauspieler darum immer wieder zur Nachsynchronisation gerufen wurden, was insbesondere für August Diehl und Valerie Pachner gilt, welche die Briefe vorlesen, die Franz Jägerstätter und seine Frau Fani austauschen.
A Hidden Life ist Terrence Malicks längster Film, den er digital mit einer Red Epic Dragon gedreht hat, die besonders gut bei starken Kontrasten ist und bei hellen und dunklen Elementen sehr viel Detail bewahrt. Das ist ein interessanter Anblick, unterstützt noch dadurch, dass Malick im Weitwinkel dreht, und das auch bei kleinen, intimen Szenen, die damit andeuten, wie weit entfernt Franz Jägerstetter von den Menschen um ihn herum eigentlich ist. Eine eindrucksvolle Szene ist zum Beispiel, als Jägerstetter im Berliner Gefängnis verprügelt wird – diese wurde samt und sonders aus seinem Blickwinkel gedreht.
Anders als bei seinen letzten Produktionen ist A Hidden Life linear erzählt, bewahrt aber Malicks ganz eigenen, sehr kontemplativen Stil. Er nutzt die Laufzeit von fast drei Stunden, um die Figuren stärker zu verankern: Er zeigt sowohl ihr normales Leben als auch dasjenige, als Franz Jägerstetter seine Entscheidung traf und nicht mehr davon abliess.
Hier wird Malicks ruhiger Erzählstil dadurch verstärkt, dass er einen starken philosophischen Unterbau hat, der sich nicht zwangsläufig mit der Frage nach dem Richtig und Falsch befasst, sondern damit, wie ein jeder Mensch seinen eigenen Überzeugungen zu folgen hat. Damit ist der mehrheitlich in Österreich und fast ausschliesslich mit deutsch-österreichischen Schauspielern gedrehte A Hidden Life ein beeindruckender, aber nicht immer leichter Film.
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Kommentare
Oft eibe Art Passion - eine Leidensweg. Vergleichbar der Pilatusszene die Begegbung mit dem Richter (Bruno Ganz), der sich dann auf den stuhl des Angeklagten setzt, seine Position einnimmt - ohne dass das dann aber das Urteil beeinflusste. Am Schluss wird es unerträglich lang - so langm wie es eben für den Leidenden war...… Mehr anzeigen
Starke Bilder, tiefsinnige Dialoge und Äusserungen, trotz der Überlänge habe ich es nicht bereut.
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