Immenhof Deutschland 2019 – 105min.

Filmkritik

Und täglich grüsst das Pferd

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Mit «Immenhof» fing alles an. Der Erfolg von Pferdefilmen wurde in den 1950er-Jahren zementiert, als gleich drei «Immenhof»-Filme innerhalb kurzer Zeit in die Kinos kamen. In den 1970er-Jahren gab es dann zwei Fortsetzungen, seitdem hat man das Pferde-Sujet jedoch Ostwind, Bibi & Tina, Wendy und wie sie alle heissen überlassen. Nun kommt das Original aufgefrischt zurück, bietet aber nichts essenziell Neues.

Auf dem Immenhof ist die Welt noch in Ordnung – zumindest solange, bis ein aufgekündigter Kredit die Mädchen, die nach dem Tod des Vaters den Hof leiten, vor ernste Schwierigkeiten stellt. Sie haben nur wenige Tage, oder aber sie verlieren alles, was sie haben. Besonders hart ist das für Lou, die an ihrem preisgekrönten Pferd Holly hängt, an dem aber auch der Reiterhofbesitzer Mallinckroth Interesse hat. Aber auch der hat eigene Probleme, da sein viele Millionen Euro teures Pferd Cagliostro nach einem Unfall Angst vor engen Räumen hat. Aber Lou kann vielleicht helfen…

Es gibt wohl kaum ein Genre, das narrativ derart beschränkt ist wie der Pferdefilm. Im Grunde sind es immer dieselben Zutaten, die verbraten werden: ein junges Mädchen, das ein Gespür für Pferde hat, ein Hof, der von Schulden bedroht ist, ein klein bisschen Liebe, ein Antagonist, der alles zunichtemachen will. Das hat man in kaum variierter Form in praktisch allen Pferdefilmen gesehen, seit Ostwind im Jahr 2013 zum Kinoerfolg wurde.

Auch bei Immenhof gibt es nichts, was in irgendeiner Weise originell wäre. Dass bisweilen die Kamera den Blickwinkel des Pferdes einnimmt, muss da wohl schon als grossartiger Einfall bezeichnet werden. Ansonsten verläuft alles streng nach Schema F, ohne Ecken, ohne Kanten, ohne auch nur klitzekleine Überraschungen.

Stattdessen stellt sich kontinuierlich ein Déjà-vu-Gefühl ein – einfach, weil man gerade in den letzten Jahren so viele dieser gleichartigen Filme gesehen hat. Das mag für Fans von Pferdefilmen schön sein, weil sich so auch eine Art vertraute Heimeligkeit einstellt, für jeden, der nicht zwangsläufig der Zielgruppe entspricht, die Regisseurin Sharon von Wietersheim bei Mädchen zwischen acht bis 16 Jahren, aber auch bei Frauen zwischen 25 und 55 Jahren ansiedelt, ist hier aber wirklich nicht viel geboten.

Die Umsetzung ist solide. Das darf man von einer erfahrenen Autorin und Regisseurin auch erwarten. Newcomerin Leia Holtwick schlägt sich in der Hauptrolle gut, die Pferdeszenen sind schön in Szene gesetzt, die Musik hat Pepp, und Heiner Lauterbach hat zwar nicht viel zu tun, bringt aber wenigstens etwas Gravitas ein. Im Grunde gilt: Wer Pferdefilme mag, wird hier wohl zufrieden sein.

02.06.2024

2.5

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