Late Night USA 2019 – 102min.
Filmkritik
Humor hat kein Geschlecht
Die wie immer brillante Emma Thompson spielt eine gestresste TV-Moderatorin in Mindy Kalings Komödie über die Gleichstellung der Geschlechter im Zirkus der amerikanischen Late-Night-Shows.
Katherine Newbury (Emma Thompson) ist seit vielen Jahren die einzige Frau unter den Late-Night-Talkmastern am amerikanischen Fernsehen. Als ihre Zuschauerzahlen schwinden, droht der TV-Sender, die Sendung abzusetzen und jemand jüngeren und männlicheren ans Ruder zu lassen. In einer letzten Bemühung, ihre Sendung zu retten, heuert Newbury eine Frau als Sketch-Autorin an. Ein Job, der bisher von lauter Männern gemacht wurde. Molly Patel (Mindy Kaling) ist eine aufstrebende Comedy-Autorin, die engagiert wird, um einen weiblichen Touch von Multikulti ins Autorenzimmer voller weisser Männer hineinzubringen.
Die spätabendliche Talk-Show hat am US-Fernsehen seit vielen Jahrzehnten Tradition. Von Johnny Carson über David Letterman bis zu heutigen Moderatoren wie Jimmy Fallon oder Stephen Colbert sind diese Sendungen fest in Männerhand, und der deutschsprachige Raum hat das mit Shows moderiert von Harald Schmidt, Stefan Raab oder auch Giacobbo und Müller erfolgreich kopiert. Mindy Kalings Komödie Late Night stellt nun die Frage, was wäre, wenn eine solche Talk-Show von einer Frau präsentiert würde.
Die Komödie hinterfragt mit Witz und Charme die Art und Weise, wie unsere Medien mit der Gleichstellung der Geschlechter und Multikulturalität am Arbeitsplatz umgehen. Kaling, die sich als erste nicht weisse Autorin in der amerikanischen TV-Serie «The Office» und anschliessend ihrer eigenen Show «The Mindy Project» einen Namen gemacht hat, schreibt über das, was sie kennt. Sie ist eine aufmerksame Beobachterin, die glaubhafte Figuren kreiert. Emma Thompsons TV-Diva, deren Motto „Exzellenz ohne Kompromiss“ ist, erinnert an Vorreiterinnen der Frauenbewegung wie Ruth Bader Ginsburg oder Hillary Clinton, die immer besser als ihre männlichen Kollegen sein mussten und deshalb gerne als arrogant wahrgenommen werden.
Late Night gibt nicht nur den Männern Schuld. Katherine Newbury und Caroline Morton, die Direktorin des TV-Senders (Amy Ryan), liegen sich ständig in den Haaren. Genauso wie Caroline und Molly. Frauen fühlen sich am Arbeitsplatz durch das Männerprivileg oft bedroht, als gäbe es nur für einige wenige Frauen Platz in Positionen, wo das Kochen des Kaffees nicht Teil der Jobbeschreibung ist.
Der Film verliert sich ein wenig in Nebenhandlungen wie Mollys Liebesleben. Warum muss eine Komödie mit Frauen in den Hauptrollen gleichzeitig auch eine Romcom sein? Es stellt sich auch die Frage, wie sehr sich die Kinobesucher ausserhalb der USA für die Probleme an einem derart spezifischen Nischen-Arbeitsplatz interessieren. Mollys und Katherines Probleme sind jedoch auch die Probleme von Schweizerinnen in der Arbeitswelt: Laut dem Bundesamt für Statistik verdienten Frauen in der Schweiz 2018 im Durchschnitt 18% weniger als Männer. Es ist an der Zeit, dass auch hier die innere Molly herausgekehrt wird.
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Kommentare
Einiges erwartet, leider nur matter Durchschnitt bekommen. Emma Thompson passt allerdings wunderbar, leider kann der Rest nicht mithalten.
Emma Thompson glänzt als Late-Night-Moderatorin deren Show abgesetzt werden soll. Ansonsten ist aber "Late Night" eine etwas gar brav gerate Mediensatire (oder soll es ein Wohlfühl-Film sein?). Dass die Hauptfigur etwas an "Der Teufel trägt Prade" erinnert störte mich nicht, aber der Streifen kommt eigentlich nie so richtig in die Gänge. Humor ist weitgehend etwas seicht, und die Story vorhersehbar.… Mehr anzeigen
Scharfsinnige und Warmherzige Dialogen laden zu einem köstlichem Film~Vergnügen ein.Und Emma Thompson wird mit ihrer Rolle mit Sicherheit 2020 auf Oscar~Kurs sein.
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