CH.FILM

Les particules Frankreich, Schweiz 2019 – 98min.

Filmkritik

Auf der Schwelle

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Vier Gymnasiasten zwischen 17 und 18 Jahren vertreiben sich ihre Zeit im Schatten der Grossforschungsstelle CERN bei Meyrin, Genf. Zwei Mädchen schliessen sich an. Filmer Blaise Harrison skizziert eine atmosphärische Coming-of-Age-Geschichte, die sich auflöst wie ein Traum.

Eine Stimmung zwischen Herbst und Winter. Es will nicht richtig Tag werden, die Nacht droht. Dämmerung oder Tagesanbruch? Die Zeit scheint dahinzuplätschern – nicht fassbar, gegenwärtig und schon vergangen. Eine Clique junger Gymnasiasten zwischen 17 und 18 Jahren chillt herum. Man raucht, trinkt, lässt sich hängen, hebt ab und berauscht sich auch mal an Drogen. Bei einem Trip in der Natur kommt man sich näher – im Schatten der Grossforschungsanlage CERN bei Meyrin, Genf. Hier verlaufen tief unter der Erde Kanäle des stärksten Teilchenbeschleunigers der Welt. CERN scheint allgegenwärtig. Eine merkwürdige Atmosphäre. Bedrohung oder Verheissung?

Die Teenager P.A., eigentlich Pierre-André (Thomas Daloz), Mérou (Salvatore Ferro), Cole (Léo Coulfort) und JB (Nicolas Marcant) lassen sich treiben. Sie stehen ein Jahr vor der Matura. Man nimmt es locker. Zur Viererbande gesellen sich zwei Mädchen, Léa (Emma Josserand) und die Deutsche Roshine (Néa Lüders). P.A. und Roshine verlieben – und damit endet die Geschichte, wenn man überhaupt von einer Geschichte sprechen kann.

Blaise Harrison, Regie und Buch, verknüpft episodenhaft Bilder, Stimmungen, Traumsequenzen, auch Halluzinationen. Die Figuren bleiben ziemlich konturlos, haben keine Geschichte und suchen wohl nach Perspektiven. Filmer Harrison folgte nur rudimentär einem Drehbuch und liess seinen Darstellern viel Freiraum, um sich einzubringen. Und so bleibt der Film in der Schwebe zwischen vager Wirklichkeit und visionären Intermezzi, etwas rätselhaft, unentschlossen und mysteriös.

Es scheint, als lösten sich die Teilchen, die ein Ganzes bilden, am Ende wieder auf. Dabei spielt CERN und der Teilchenbeschleuniger eine starke metaphorische Rolle. Oder wie der Filmautor es ausdrückt: «Die Verbindung dessen, was sich ober- und unterirdisch abspielt, ist mein Ausgangspunk.» Sein Film versucht, Stimmungen, Empfindungen, Ängste und Hoffnungen Jugendlicher auf der Schwelle zum Erwachsenenwerden, auf dem Weg der Selbstfindung einzufangen.

07.01.2020

3.5

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Kommentare

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jean_claude_perrelet

vor 4 Jahren

Für meine Begriffe etwas gar wirr


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