Little Women USA 2019 – 135min.
Filmkritik
Talentierte junge Frauen
Die aufstrebende Regisseurin Greta Gerwig (Lady Bird) nimmt sich mit dem hochkarätig besetzten Little Women des vielfach verfilmten, gleichnamigen Klassikers von Louisa May Alcott aus dem Jahr 1868 an – und verpasst diesem einen erfrischend neuen Anstrich.
Amerika zur Mitte des 19. Jahrhunderts: Aufgrund der Abwesenheit ihres Vaters, der nach dem Bürgerkrieg in der Armee dient, wachsen die vier March-Schwestern in einem reinen Frauenhaushalt auf. Die jungen Frauen hegen trotz starren gesellschaftlichen Strukturen den Traum, ihre Leidenschaften zu verfolgen: Während Amy (Florence Pugh) Ambitionen als Malerin hat, spielt Beth (Eliza Scanlen) passioniert Klavier, Meg (Emma Watson) brennt für das Schauspiel, und die dominante Jo (Saoirse Ronan), die älteste im Bunde, will mit ihren selbstgeschriebenen Geschichten ihren Lebensunterhalt fernab von ihrer Heimat in New York bestreiten.
Für die selbstbestimmte Jo steht deshalb der übliche Werdegang einer jungen Frau zur damaligen Zeit – eine frühe Heirat zur finanziellen und sozialen Absicherung – nicht zur Diskussion; nicht einmal, als der charmante Theo (Timothée Chalamet) von Nebenan um ihre Hand anhält. Und auch die restlichen Schwestern sind für die damalige Zeit ungewöhnlich unabhängig, obwohl Tante March (Meryl Streep) Jo eindringlich warnt: „Niemand geht seinen eigenen Weg, insbesondere Frauen. Du musst eine gute Partie machen.“
Greta Gerwig arbeitet nach Lady Bird erneut mit Saoirse Ronan in der Hauptrolle zusammen: Die Irin habe Gerwig darum gebeten, die Rolle der Jo March übernehmen zu dürfen – und weil es zum Charakter von Jos Figur passt, sich selbst zu empfehlen, hat die 36-Jährige zugesagt. Auch der restliche Cast fällt mit Grössen wie Laura Dern oder Meryl Streep namhaft aus; es ist auch ihren ausdrucksstarken Interpretationen zu verdanken, dass einem die Figuren sehr rasch sehr vertraut vorkommen. In milde Farben getaucht, mit stattlichen Kostümen und reichem, lebhaften Dekor entführt Gerwig in das turbulente Leben der vier Schwestern, das dem stark autobiografisch angehauchten Roman sowie Briefen von Louisa May Alcott entstammt.
Gerwig (Regie und Drehbuch) inszeniert den schon vielfach verfilmten Klassiker (unter anderem 1994 mit Winona Ryder als Jo March) mit leisem Humor und einer Menge Feingefühl für die Dynamik zwischen den Schwestern – ironischerweise werden diese von keiner einzigen amerikanischen Schauspielerin gespielt, was nur bei Emma Watson sprachlich teilweise durchdrückt. Vor allem Szenen mit Amy oder Jo beziehungsweise Florence Pugh und Saoirse Ronan vermögen zu berühren; ihnen sind auch einige der stärksten Dialogzeilen des klugen Drehbuchs vorbehalten.
Es sind genau diese Momente, die «Little Women» schliesslich von anderen schön gefilmten und gut gespielten Kostümdramen abheben: Wenn Ronan zum Beispiel eine Rede darüber schwingt, wie satt sie es hat, als Frau in eine Form gepresst zu werden, scheint sich die klare Trennung zwischen dem damals und heute aufzulösen.
Little Women hat damit nicht nur seine Berechtigung als erneute und sehr gelungene Verfilmung eines liebgewonnenen Klassikers. Der Film ist mehr als das: Indem Gerwig die Emanzipation der jungen Frauen akzentuiert, beweist sie eindrucksvoll, dass gewisse Geschichten zeitlos sind. Ein Umstand, dem auch die Academy Rechnung trägt: Gerwig wurde zwar nicht als beste Regisseurin für einen Oscar nominiert, ihr Film darf aber in sechs weiteren Kategorien auf ein Goldmännchen hoffen – unter anderem in den Kategorien «Bester Film» und «Bestes adaptiertes Drehbuch».
Dein Film-Rating
Kommentare
Traumhafte optisch Machart Ausstattung und super Darsteller ! Aber teilweise fand ich es sehr langatmig sehr lange Einstellungen ! Aber ein sehr schöner Film !!
Brauchte Konzentration und Anlauf, um die vielen Rückblenden zur Geschichte zu verweben...
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung