Master Cheng China, Finnland 2019 – 114min.
Filmkritik
Romantischer Kulturclash im Land der tausend Seen
Cheng, ein chinesischer Koch, begibt sich mit seinem Sohn in den hohen Norden, um in einem abgelegenen Dorf in Lappland einen alten Freund wiederzusehen. Auf seiner Suche findet er allerdings viel mehr als er sich ursprünglich erhofft hatte. Mika Kaurismäki legt mit seinem neuesten Werk eine warmherzige sommerliche Komödie vor, die Finnland im besten Licht zeigt.
Auf der Suche nach seinem alten Bekannten landet der Koch Cheng (Pak Hon Chu) mit seinem Sohn (Lucas Hsuan) in einem Restaurant im abgelegenen Pohjanjoki. Dort scheint niemand von seinem Freund gehört zu haben, doch Sirkka (Anna-Maija Toukko), die Besitzerin des Restaurants, erbarmt sich, und bietet den beiden vorübergehend eine Unterkunft an. Cheng hilft ihr im Gegenzug in der Küche, überrascht die Einheimischen mit chinesischen Köstlichkeiten und sorgt dafür, dass Sirkkas Geschäft bei asiatischen Reisegruppen grossen Anklang findet. Obwohl die kulturellen Unterschiede zwischen Cheng und seinem Sohn sowie den Einwohnern unverkennbar sind, findet er schon bald Anerkennung und neue Freunde unter den Finnen. Eine Aufenthaltsbewilligung fehlt dem Koch jedoch...
Wer an das Filmschaffen im Land der tausend Seen denkt, der kommt um den mehrfach preisgekrönten Aki Kaurismäki nicht herum. Dass aber auch sein Bruder Mika Kaurismäki nicht aus den Augen verloren werden sollte, beweist dieser mit seinem neuesten Werk: einer interkulturellen romantischen Komödie, die nordischen Sommerflair auf die Grossleinwand bringt und vor Warmherzigkeit nur so strotzt.
Erstmals seit 2015 meldet sich der Mitbegründer des Midnight Sun Film Festivals mit einem Film fürs Kino zurück, in dem eine grosse Portion finnischer Kultur und Mentalität steckt. Nebst stimmigen Landschaftsbildern von dichten Wäldern und Seen dürfen Aufnahmen von Saunagängen und dem Angeln darin ebensowenig fehlen, wie finnische Tanzmusik, die in den Werken der Kaurismäki-Brüder seit jeher eine zentrale Rolle einnimmt. Doch auch die chinesische (Ess)kultur, durch die Cheng so einige Dorfbewohner von ihren Beschwerden zu heilen weiss, kommt im Feelgood-Movie nicht zu kurz.
Die heilende Wirkung von bestimmtem Essen ist im Kino bereits oft thematisiert worden. Auch ist vom Filmbeginn an erahnbar, in welche Richtung sich Master Cheng entwickeln mag. Nichtsdestotrotz überzeugt Kaurismäki mit liebenswert-kautzigen Figuren als Gäste in Sirkkas Restaurant und Landschaftsaufnahmen, die Fernweh aufflackern lassen. Einmal mehr wird dank Master Cheng deutlich, dass Liebe, wie das Sprichwort sagt, sehr wohl durch den Magen gehen kann, und einem oft die kleinen Dinge im Leben die grösste Ruhe verschaffen können: Sei dies ein Blick auf einen spiegelglatten See, eine mit Liebe zubereitete Suppe oder ein gemeinsamer Saunagang mit Freunden.
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Kommentare
Sauna, Tanga und Nudelsuppe. Samt einer Prise Kitsch. Im besten Sinn: So könnte Völkerverständigung auch schmecken.
Regisseur Mika unterscheidet sich vom etwas berühmteren Bruder Aki durch seine Vorliebe für Romanzen. Hier ist es eine zwischen einem chinesischen Einwanderer bzw. Tourist (?) und einer einheimischen Restaurantbesitzerin Sirkka (Anna-Maija Tuokko) Er verteilt die Hintergrundinfo gut portioniert: warum kommt der geniale Meisterkoch Master Cheng (Pak Hon Chu) aus Shanghai nach Pohjanjoki und fragt nach einem gewissen Fongsong, den keiner kennt. Er ist verwitwet und hat seinen Sohn dabei, den kleinen Nunjo (Lucas Hsuan), der erst nur unentwegt mit seinem Handy spielt. Später spielt er mit den Kids aus dem Dorf Fußball und als er von Sirkka ein Fahrrad bekommt, erfahren wir etwas über den Tod seiner Mutter.
Master Cheng kocht für Sirkka und kommt bei den Gästen aus Altersheim oder Grundschule gut an. Auch der örtliche Busbetrieb karrt immer mehr hungrige Gäste an. Da sind herrliche Typen dabei. Manche fühlen sich von der chinesischen Küche sogar gesünder. Als das Visum für Master Cheng abgelaufen ist, soll er Finnland verlassen. Sirkka rastet aus. ‘Du kannst doch nicht einfach so weggehen!‘ Es hat die ganze Zeit zwischen ihnen zwar schon deutlich geknistert, aber die Oldies des Dorfes müssen noch Überzeugungsarbeit leisten. Das ist ‘Männer-Business‘ sagen sie. Cheng hat sie mit der chinesischen Küche verwöhnt und wofür ist Finnland weltweit bekannt? Klar Die SAUNA! Ein paar Klare verleiten Cheng sogar zu einer Gesangseinlage.
Die Polizei sucht nach ihm. Da hat Kaurismäki einen netten Regieeinfall: Cut! Cheng und Sirkka fahren in einem geschmückten Boot vor der Skyline von Shanghai und skypen mit den Bewohnern von Pohjanjoki. Alles klar? Ein Feel-Good- Movie von der ersten bis zur letzten Szene.… Mehr anzeigen
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