Monos Argentinien, Kolumbien, Deutschland, Niederlande, Schweden, Uruguay 2019 – 102min.
Filmkritik
Wo die wilden Kerle wohnen
Nicht nur im Wettbewerb der Berlinale gibt es spannende Filme zu entdecken, auch in den Nebensektionen laufen überraschende und aussergewöhnliche Produktionen, die es wert sind, gesehen zu werden. Definitiv in diese Kategorie gehört Monos von Regisseur Alejandro Landes.
Eine Gruppe von Jugendlichen lebt in einer abgelegenen Bergregion. Sie gehören zu einer bewaffneten paramilitärische Einheit und haben den Auftrag, eine Milchkuh und eine US-amerikanische Geisel zu bewachen. Als einer der Jungs im alkoholgeschwängerten Übermut versehentlich erst die Kuh, und dann – im nüchternen Zustand – sich selbst erschiesst, geraten die Dinge außer Kontrolle: Die Gruppe beginnt sich zu spalten und als ihr Standort bekannt wird, machen sie sich gemeinsam mit der Geisel auf in das Dickicht des Dschungels, wo jeder auf sich selbst gestellt ist.
Monos basiert lose auf dem Literaturklassiker «Herr der Fliegen» und ist verdichtet mit Elementen von Kriegsfilmen wie Apocalypse Now. Das ergibt ein ungezähmtes Biest von einem Film, das furchtlos über die Leinwand jagt. Von der ersten Einstellung ziehen die eindrucksvollen Bilder von Kameramann Jasper Wolf den Zuschauer in seinen Bann, die nebelgeschwängerten Berglandschaften Kolumbiens sind dabei ebenso undurchsichtig wie die Figuren. Die acht Jugendlichen bilden eine seltsame Guerillatruppe, die wild und anarchisch in der Abgeschiedenheit der Gipfel leben. Zugleich sind sie gedrillte Söldner einer unbekannten Einheit, die Befehle gibt und Kontrolle über die Teenager hat.
Der Zuschauer wird dabei im Unklaren gelassen, wann und in welchem Kontext das Geschehen angesiedelt ist, aber genau dadurch entwickelt Monos seinen ganz eigenen Reiz. Zwar gibt es immer Bezüge wieder zur Gegenwart, zugleich könnte es eine beklemmende Dystopie sein. Und genau dieses diffuse Gefühl der Unsicherheit zieht sich durch den gesamten Film. Anfangs ist es nur die Geisel, die um ihr Leben fürchten muss, doch je tiefer die Truppe in den Dschungel vordringt, desto grössere Kreise zieht das gegenseitige Misstrauen.
Der Wechsel vom gemeinsamen hedonistischen Taumel zur individuellen existentiellen Angst inszeniert Landes als gefährliche und beschwerliche Reise. Und als visuellen Trip. Denn im Nebel und Dickicht des Dschungels zieht sich auch die Narration immer mehr zurück, es geht plötzlich ums pure Überleben. So atmet der Film die brachiale Archaik und den Grössenwahn des frühen Werner Herzogs und wird zu einem fieberhaften cineastischen Bilderrausch.
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Kommentare
Die erste Szene 'lesbar' als Filmanleitung dieses bildstarken, verstörenden Films:
Wir verstehen zwar, es ist eine Art Fussball - aber blind. Wir hören dass ein Tor fällt, aber wer hat gewonnen?
So offen bleibt der Schluss...
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