About Endlessness Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden 2019 – 78min.
Filmkritik
Reflexionen über Verluste, Verletzungen, Verlorenheit
Der Film About Endlessness fügt sich wie ein Mosaik zusammen. 32 Szenen reihen sich scheinbar beliebig aneinander, verdichten sich, assoziieren, inspirieren. Der schwedische Regisseurs Roy Andersson skizziert Begebenheiten. Seine Momentaufnahmen werden zu Reflexionen über das Leben.
Das Wort ist ein Stolperstein: «Endlessness». Auf Deutsch hört sich das bedeutender an: Unendlichkeit. Der Schwede Roy Andersson (Eine Taube sass auf einem Zweig und dachte über das Leben nach) setzt seine Art des Filmens, des Animierens und Erzählens fort. Auch sein jüngstes Werk About Endlessness reiht Partikel, Momentaufnahmen aneinander: 32 Begebenheiten.
Menschen haben Vertrauen verloren, etwa an die Banken oder an Gott. Einer hat ein Bein, ein anderer seine Tochter verloren. Dem Krieg verloren hat eine Armee, die von Stalingrad nach Sibirien marschiert. Ein Mensch bettelt um sein Leben, ein anderer versucht der Einsamkeit zu entfliehen. Aber es gibt auch junge Mädchen, die lachend, tanzend eine Dorfstrassen entlang ziehen. Oder ein Paar (Tatjana Delaunay und Anders Hellstrom), das über ein zerbombtes Köln schwebt (es bildet das Filmplakat).
Leben und Liebe gehen weiter: Hoffnung schimmert über Düsternis. Eine Erzählerin (Jessica Lothander) kommentiert kurz Szenen, bringt sie auf den Punkt. Der schwedische Bildermacher und Philosoph Roy Andersson liebt die Gegensätze, spröde Sachlichkeit und strenge Bilder. «Ich möchte die Schönheit des Lebens betonen. Um das zu zeigen, muss man natürlich einen Gegensatz schaffen. Man muss die schlechten und traurigen Szenen des Lebens zeigen», bemerkt Andersson.
Er bevorzugt braune Ockertöne, richtet die Kamera (Gergely Pálos) statisch auf eine Gruppe, einen Raum, eine Situation. Er arbeitet «spontan», macht sich unabhängig, auch weil er die Szenen nicht miteinander verknüpft und aufeinander abstimmt. «Ich erzähle keine Geschichte mit dramatischem Bogen und denselben Figuren. Das gibt mir eine unglaubliche Freiheit», bemerkte der Filmer in einem Interview.
Und der Titel? Der hat gemäss Andersson nichts mit der Unendlichkeit des Weltraums zu tun. Es sei nicht der wissenschaftliche Begriff, sondern die Unendlichkeit von Zeichen der Existenz des Menschseins gemeint. Der Film, in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet, ist ein sinnbildliches Meisterwerk, ein Kaleidoskop von Reflexionen, die zu weiteren Geschichten anregen könnten.
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