Rocca verändert die Welt Deutschland 2019 – 101min.
Filmkritik
Die neue Pippi
Es ist ein erfrischend unbekümmerter Film, mit dem die Regisseurin Katja Benrath ihr Langfilmdebüt gibt. Dabei kann sie nicht nur auf ein wunderbares Ensemble zurückgreifen, sondern hat auch ein Drehbuch zur Hand, das einfach zauberhaft ist: Weil die Autorin Hilly Martinek sich von der besten Kinderbuchautorin inspirieren liess und eine moderne Version von «Pippi Langstrumpf» entwickelt hat.
Die elfjährige Rocca (Luna Maxeiner) kommt nach Hamburg, um dort bei ihrer Grossmutter (Barbara Sukowa) zu leben, während ihr Vater (Volker Bruch) als Astronaut an Bord der ISS ist. Zum ersten Mal geht sie auf eine normale Schule, mit ihrer unangepassten, immer freundlichen Art geht sie auf jeden zu. Ihr missfällt aber, dass an der Schule andere Kinder gemobbt werden. Sie möchte etwas verändern, da das System, wie es ist, nicht funktioniert. Und sie möchte ihrer Grossmutter näherkommen, die seit dem Tod von Roccas Mutter alle Lebensfreude verloren hat.
Im ersten Moment fällt es gar nicht so auf, was die Inspiration für Rocca verändert die Welt gewesen ist, aber die Geschichte ist gleich grösser als das Leben, als das kleine Mädchen einen Airbus A380 in Hamburg landet, weil die Piloten allesamt wegen einer Fischvergiftung ausgefallen sind. Schon damit gelingt es der Figur, aber auch der Schauspielerin Luna Maxeiner, das Publikum sofort für sich einzunehmen.
Im Verlauf der Geschichte merkt man, dass die Figurenkonstellation, aber auch das Ensemble stark an «Pippi Langstrumpf» orientiert ist – das Ganze wird aber frisch und modern aufbereitet, weil Martinek sich auch auf wichtige, aktuelle Themen konzentriert. So stellt sie nicht nur das Mobbing von Schülern in den Mittelpunkt, sondern zeigt auch Wege auf, mit Zivilcourage dagegen vorzugehen. Gerade für junge Zuschauer, die in dieser Lage sind oder aber mitbekommen, wie es anderen ergeht, kann das inspirierend sein.
Der Film tut aber noch weit mehr als das. Er setzt sich auch für jene ein, die von der Gesellschaft in der Regel übersehen werden: die Obdachlosen. Denn Rocca macht es sich zur Aufgabe, die Welt Stück für Stück zu verändern und ein Bewusstsein zu schaffen, wo vorher keines war. Das gilt für die Figur, ebenso sehr aber auch für den Film.
Rocca verändert die Welt* ist zauberhaftes Kino nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die sich wohlig an die eigene Kindheit erinnern wollen. Darüber hinaus ist dies die Art Film, die einfach ein gutes Gefühl vermittelt, weil das Leben schön sein kann und Menschen einen hin und wieder auch überraschen können.
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