Seules les Bêtes Frankreich, Deutschland 2019 – 117min.
Filmkritik
Komplexes Beziehungsgeflecht
Das auf dem gleichnamigen Roman basierende, verschachtelte Krimi-Drama „Seules les bêtes“ erzählt von fünf miteinander verflochtenen Schicksalen. Im Zentrum stehen eine spurlos verschwundene Frau und einige streng gehütete Geheimnisse.
Nach einem heftigen Schneesturm wird das Auto von Evelyne (Valeria Bruni Tedeschi) am Strassenrand eines abgelegenen Bergdorfes entdeckt. Doch von ihr fehlt jede Spur. Die Beamten der örtlichen Behörden tappen im Dunkeln. Die Strasse, an der man das Auto fand, führt hinauf zu einer Reihe abgeschieden gelegener Bauernhöfe. Weiss dort vielleicht jemand mehr? Nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass fünf Personen etwas mit dem Verschwinden Evelyns zu tun haben. Darunter ein unglücklich verheiratetes Ehepaar (Laure Calamy, Dénis Menochet) und ein Ziegenzüchter (Damien Bonnard). Sie alle hüten ein Geheimnis.
Vier Jahre nach seiner Komödie „News from Planet Mars“ kehrt Dominik Moll auf die grosse Leinwand zurück. Zuletzt beschränkte sich der Franzose auf die Umsetzung der TV-Serie „Eden“. Wie schon in „Eden“ verknüpft er auch in „Seules les bêtes“ die Schicksale und einzelnen Geschichten der Figuren miteinander. In Rückblenden löst er den komplexen Fall um das Verschwinden von Evelyne allmählich auf. Die Protagonisten, die darin verwickelt sind, stehen gewissermassen für fünf unterschiedliche Standpunkte und Blickwinkel auf das Geschehene in diesem, in Kapiteln erzählten Film.
Die sich über verschiedene Kontinente erstreckenden Nebenhandlungen überzeugen dabei nicht gleichermassen. Einiges wirkt zu konstruiert, plakativ und voyeuristisch (etwa eine lesbische Liebesbeziehung). Dennoch schafft es Moll zu weiten Teilen, die differierenden Motivationen, Ängste und Sehnsüchte der Charaktere schlüssig und glaubhaft herauszuarbeiten. Manche ertragen die Einsam- und Ausweglosigkeit des dörflichen Berglebens nicht. Andere sind von ihrer Beziehung enttäuscht, da das Gegenüber der Arbeit mehr Aufmerksamkeit schenkt als der Partnerin. Eine von Panik und Hilflosigkeit aufgeladene Atmosphäre macht sich breit und hüllt den Zuschauer bis zum Finale ein.
Darüber hinaus beleuchtet „Seules les bêtes“ einige schwere, teils tabuisierte (Reiz-) Themen: Von ehelicher Untreue und Profigier über finanzielle Nöte bis hin zu hemmungslosen Affären über alle Altersgrenzen hinweg. Die Darsteller zeigen unbekümmerte, von grosser Ausdruckskraft geprägte Auftritte. Allen voran Dénis Menochet. Als undurchsichtiger, ruppiger Landwirt hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. Etwas schade ist, dass sich der Film gerade mit Anbruch der zweiten Hälfte als übertrieben dialoglastig entpuppt. An vielen Stellen erinnert „Seules les bêtes“ dann vermehrt an trockenes, kammerspielartiges Theater.
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