To the Ends of the Earth Japan, Katar, Usbekistan 2019 – 120min.
Filmkritik
Die Überwindung der Angst
Die Erfahrungen, die eine junge TV-Moderatorin im Laufe einer beruflichen Reise macht, verändern ihre Sicht auf das Leben. In To the Ends of the earth erkundet der japanische Horror-Spezialist Kiyoshi Kurosawa (Pulse) das vielschichtige, facettenreiche Wesen einer Frau, die ihre Ängste durch die Kraft der Neugier überwindet.
Ein japanisches Fernsehteam befindet sich auf Dreh in Zentralasien. Mittendrin: Yoko (Atsuko Maeda), die in ihrer Heimat ein TV-Reisemagazin moderiert. In der letzten Episode soll es um Usbekistan gehen. Ein Land, das über viele kulturelle und architektonische Schätze ebenso wie regionale Besonderheiten verfügt. Diese versuchen Yoko und ihr Team herauszuarbeiten, in dem sie sich auf die Suche nach aussergewöhnlichen Geschichten begeben.
In Kurosawas elegischem, von subtilem Humor durchzogenem Selbstfindungs-Drama vermag Hauptdarstellerin Atsuko Maeda ihre Zerrissenheit auf ebenso sensible wie natürliche Weise nach aussen zu kehren. Und das von der ersten Minute an. Einerseits ist sie zutiefst verunsichert und geprägt von einer fast unnatürlichen Schüchternheit. Das wird deutlich, wenn sie auf eigene Faust und nach den Dreharbeiten Land und Leute erkundet.
Dann sehen wir eine Frau, die in einer ihr fremden Kultur verloren scheint. Sie spricht die Sprache nicht und wirkt bisweilen verzweifelt, etwa auf einem örtlichen Markt. Ihr ausländisches Aussehen zieht die Blicke der – vor allem männlichen – Basar-Besucher auf sich. Andererseits aber wird Yoko von einer unbändigen Neugier gesteuert. Sie wirkt getrieben und stets auf der Suche. Es scheint eine innere Stimme zu sein, die sie an wunderschöne Orte führt und die Strassen sowie Gassen der usbekischen Städte erkunden lässt.
Diese zwei Wesenszüge erzeugen ein ehrliches, emotionales Interesse an der Hauptfigur, denn wir alle kennen das Gefühl der Hilflosigkeit in der Fremde. Doch To the Ends of the earth ist bei Weitem nicht nur schwermütig und nachdenklich. Denn Yoko erlebt auch allerlei Skurriles und Tragikomisches. Zum Beispiel mit der örtlichen Polizei, einer schneeweissen Ziege und in einem prachtvollen Konzertsaal. Jene von Kurosawa kunstvoll ausgeschmückte und unnachahmlich fotografierte Szene im Konzertsaal verleiht dem Film eine surreale, phantastische Note.
Für manch einen mag seine ruhige Erzählweise etwas zu langatmig und entspannt erscheinen. Doch er nimmt sich die Zeit, um Yokos Ängste und Sehnsüchte geduldig herauszuarbeiten. Und um Usbekistan von seiner schönsten Seite zu zeigen. Wir lernen die Hauptstadt Taschkent ebenso wie die Oasenstadt Samarkand kennen. Kurosawa fängt jahrhundertealte Moscheen und Paläste, Handelshöfe und überlaufene Basare ein. Einen starken Kontrast dazu bilden die weitläufigen Ebenen und die gebirgige Natur des Hinterlands.
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