Le Miracle du Saint inconnu Frankreich, Deutschland, Libanon, Marokko, Katar 2019 – 100min.
Filmkritik
Unerschütterlicher Glaube
Ein unbekannter Heiliger und eine Gruppe absonderlicher Dorfbewohner machen es einem Dieb im Nirgendwo der marokkanischen Wüste alles andere als leicht.
Amine (Younes Bouab) irrt mit einer Tasche voller Geld durch die Wüste. Kurz bevor die Polizei ihn verhaftet gelingt es ihm gerade noch so, ein Loch zu graben und die Beute zu verstecken. Zehn Jahre später: Amine kehrt an den Ort zurück und muss zu seinem Unglück feststellen, dass exakt über dem Loch ein Mausoleum für einen unbekannten Heiligen errichtet wurde. Wie soll er bloss an sein Geld kommen? Zumal die vielen Pilger das Problem zusätzlich erschweren.
Die Geschichte des Langfilm-Debüts von Alaa Eddine Aljem, der in diesem Jahr in Cannes Weltpremiere feierte, kommt einem nur allzu bekannt vor. Ein Räuber, der nach seiner Entlassung nur noch ein (öffentliches) Gebäude am völlig veränderten Ort des vergrabenen Diebesgutes vorfindet. Schon Elyas M’Barek in Fuck Ju Göthe und Martin Lawrence in Der Diamantencop sahen sich mit dieser Herausforderung konfrontiert.
Nun ist die Tonalität in Aljems Film allerdings eine völlig andere, nicht zuletzt, da er auf einen weitaus weniger grobschlächtigen, klamaukigen Slapstick-Humor setzt. Eine gute Entscheidung. Le Miracle du Saint inconnu konzentriert sich stattdessen auf die skurrilen Bewohner eines Dorfes unweit des Mausoleums sowie deren Beziehungen untereinander. Mit feinem, leisem Witz legt Aljem deren Emotionen und teils verschrobene Verhaltensweisen offen.
Da ist zum Beispiel ein Arzt, der sich voller Tatendrang im Dorf niedergelassen hat, nur um festzustellen, dass seine Patienten eher an die „Kraft“ des unbekannten Heiligen glauben als an seine Medizin. Sein etwas gelangweilter Mitarbeiter reicht den Patienten aber ohnehin stets dieselbe Packung Tabletten. Und die Praxis dient so lediglich als Treffpunkt für die Frauen des Ortes. Hier scheint immer wieder das Absurde durch, das dem Film eine bittersüsse, melancholische Note verleiht.
Denn fast alle Bewohner haben feste Ideale, Überzeugungen und glauben an etwas, weshalb sie diesen abgeschiedenen Ort inmitten der Wüste nicht verlassen können. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Ebenso wie Amine, der unbeirrt an seinem Vorhaben festhält. Einige scheinbar beiläufig geäusserte Sätze lassen sich zudem als Kritik am menschgemachten Klimawandel verstehen, der Dürre und Trockenheit in bestimmten Regionen weiter verstärkt. Aufgrund der insgesamt dünnen Story, der sehr langsamen Erzählweise und starren Einstellungen entsteht spätestens nach der Hälfte jedoch eine gewisse Langatmigkeit. Die 100 Minuten Laufzeit fühlen sich daher eher wie zwei Stunden an und fordern vom Zuschauer Geduld und Ausdauer.
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Kommentare
Speziell: Die letzten gesprochenen Worte im Film sind Schweizerdeutsch ;-)
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