Tony Driver Italien, Mexiko 2019 – 73min.

Filmkritik

Heimkehrer ohne Heimat

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Pasquale Donatone, der sich Tony Driver nennt, hat 40 Jahre in den USA gelebt, und sass dann in Apulien fest. Er wurde beim Schmuggeln erwischt und nach Italien ausgewiesen. Sein grösster Wunsch ist es, in die Staaten zurückzukehren. Ein eigenwilliger Dokumentarfilm zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

«Du kannst einem alten Hund keinen neuen Trick beibringen. Ich bin ein alter Hund, aber ich kann noch einen neuen Trick lernen», ist Tony Driver überzeugt. Schlitzohr Tony, der eigentlich Pasquale Donatore heisst, hat 53 Jahre auf dem Buckel, zeigt sich gerne im Cowboy-Outfit und ist ein Grenzgänger. Nun sitzt er fest. Das kam so (und spielt es selber vor): Pasquale Donatone lebte an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zwischen San Luis (Mexiko) und Yuma (Arizona). Er kutschiert mal Mexikaner illegal über die Grenze, aber auch Drogen. Die Grenzpolizei erwischt den Taxidriver, und der stand vor der Frage: Knast oder Ausweisung. Tony musste feststellen, dass er kein amerikanischer Staatsbürger ist, obwohl er seit 40 Jahren in den Staaten lebt, inzwischen von Frau und zwei Söhnen getrennt.

In seiner alten Heimat Bari kommt Tony sich fremd vor. Er haust in Polignano, in einer Höhle am Meer. Hier stöbert ihn Filmemacher Ascanio Petrini auf, selber ein Kind Balis. Tony, der Fremde daheim, verdient sich ein paar Euro mit Plakatkleben. Aber das kann nicht gewesen sein, meint der «Heimkehrer». Fünf Jahre hält er sein Exil aus. Ein Priester organisiert ihm ein Flugticket, und Tony landet in Mexiko, im Hotel Roma. Und da steht er vor dem Grenzzaun…

In seinem ersten «Spielfilm» (im dokumentarischen Stil) setzt Ascanio Petrini ganz auf die Karte Tony alias Pasquale. Die Grenze zwischen Realität und Spiel verwischt. Obwohl in Italien versetzt sich Tony in mexikanischen Grenzraum. Sein Outfit und die karge Landschaft wecken Westerngefühle. Der knorrige Tony-Typ erinnert an Harry Dean Stanton («Paris, Texas», 1984) und seine stoischen Gänge im letzten Kinofilm «Lucky» (2017). Donatone verkörpert authentisch einen Looser, der sich nicht unterkriegen lässt und immer wieder wagt. Ob er gewinnt lässt Petrini offen. Sein Porträt eines lakonischen Einzelgängers laviert augenzwinkernd zwischen Wunsch und harter Wirklichkeit. Was könnte die Stimmung besser beschreiben als Woody Guthries legendärer Folksong «This Land Is Your Land» von 1940!

06.08.2021

4

Dein Film-Rating

Kommentare

Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.

Login & Registrierung

Mehr Filmkritiken

Gladiator II

Red One - Alarmstufe Weihnachten

Venom: The Last Dance

Typisch Emil