Der junge Picasso Grossbritannien 2019 – 91min.
Filmkritik
Die Wurzeln und Ursprünge Picassos
In der Dokumentation Young Picasso stehen die frühen Jahre von Pablo Picasso, einem der bedeutendsten Kunstschaffenden des 20. Jahrhunderts, im Zentrum.
Besonderes Augenmerk richtet Regisseur Phil Grabsky auf jene drei Städte, die das vielseitige Werk des Meisters entscheidend geprägt haben: Málaga, Barcelona und Paris. Grabsky besuchte für seinen Film alle drei Städte und wandelte auf den Spuren des jungen Picasso. Darüber hinaus befasst sich der Film mit zwei frühen Schaffensphasen (der blauen sowie der rosafarbenen Periode), die schliesslich in einem Meisterwerk münden, das als eines der meist diskutierten Bilder aller Zeiten gilt: „Les Demoiselles d’Avignon“.
Grabskys detektivische Recherchearbeit und seine Gespräche mit dem Picasso-Enkel Olivier Widmaier bringen ans Licht, wie bedeutsam Picassos Familie – und insbesondere sein Vater – für die künstlerische Entwicklung war. Der Vater, ebenfalls Maler und als Kunstlehrer tätig, förderte früh das Talent seines Sohnes und setzte sich für dessen umfassende akademische Ausbildung ein.
Besonders imposant sind die im Film zu sehenden, ganz frühen Arbeiten Picassos, die offenbaren, welche ausserordentlichen Fähigkeiten er schon als Kind und Jugendlicher besass. Dies stellt einen grossen Mehrwert dar, da Grabsky seine Aufmerksamkeit auch auf weniger bekannte Arbeiten richtet. Etwa auf das Frühwerk „An evening at home“ sowie ein eindrucksvolles Selbstporträt, beide 1895 entstanden – als Picasso gerade einmal 14 Jahre alt war.
Interessante Fakten über Picassos prägende Erlebnisse von 1881 (sein Geburtsjahr) bis 1907 (das Jahr, in dem „Les Demoiselles d’Avignon“ entstand) gewähren Historiker, Picasso-Experten sowie Kuratoren. Und: die Leiter der fünf grossen europäischen Picasso-Museen, etwa in Barcelona und Paris, die den Film mit spannenden Hintergrundinfos anreichern. Reichhaltige Infos und einordnende, gut verständliche Erklärungen gibt es nicht nur zur Erziehung und Bildung des Künstlers, sondern ebenso zu „Les Demoiselles d’Avignon“, einem der berühmtesten Bilder der modernen Kunst. Die letzten 20 Minuten widmet Grabsky diesem Werk.
Die Art und Weise, wie er die Arbeiten Picassos abfilmt, zeugt von Detailversessenheit und grossem Feingefühl. Mittels sanfter, ruhiger Kamerafahrten bringt er dem Zuschauer die Bilder näher. Dabei wechselt er auch zwischen den Einstellungen: In der Totalen werden die Bilder in ihrer Gesamtheit erfahr- und fassbar. Wenn Grabsky ins Detail geht, erkennt man hingegen jeden einzelnen Pinselstrich, bislang übersehene Feinheiten und jedes subtile Element. Passend dazu erklingen im Hintergrund zarte Akustikgitarren- oder Klavierklänge, die nie zu aufdringlich erscheinen.
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