Yves Frankreich 2019 – 107min.
Filmkritik
Der Charme eines Kühlschranks
Benoît Forgeards satirische Liebeskomödie Yves geht originell und mit viel Charme an das Thema Mensch vs. Maschine heran – die Umsetzung hätte schlussendlich aber konsequenter sein dürfen.
Jérem (William Lebghil) zieht von Paris ins Haus seiner verstorbenen Grossmutter, um dort an seinen Rap-Songs zu feilen und bald eine eigene Platte herauszubringen. Statt Hits zu komponieren versinkt er in der verstaubten Wohnung jedoch im Abfall von Pizzakartons und Papptellern vom Asiaten. Eines Tages wird der chaotische, nichts auf die Reihe kriegende Musiker von der mysteriösen So (Doria Tillier) kontaktiert, einer Versuchsleiterin bei einer Firma namens Digital Cool. Das Unternehmen sucht Personen, die mit dem Vorteil, regelmässig frische Esswaren geliefert zu bekommen einen Kühlschrank mit künstlicher Intelligenz testen – und schon bald zieht Yves, sein neuer Mitbewohner in Form eines Haushaltsgerätes, bei ihm ein.
Dieser soll ihm das Leben erleichtern, was das Gerät, das sprechen und sehen kann, auch schnell in Tat umsetzt: Yves bestellt Jérem Esswaren, die für seinen kreativen Prozess förderlich sein sollen, lädt seine Freunde (unter anderem die Versuchsleiterin So) zum Geburtstag ein oder erinnert ihn an wichtige Termine. Die Hilfsbereitschaft des Kühlschranks geht sogar so weit, dass er eines Nachts einen von Jérem kreierten Track – seine derben, plumpen Rap-Texte hören sich nach nichts Massentauglichem an – neu abmischt und ins Internet stellt. Der Song wird zur Überraschung aller ein viraler Hit und Jérem über Nacht zum Star: Nun glaubt er endlich Chancen zu haben, bei der hübschen So zu landen.
Regisseur Benoît Forgeards legt mit Yves eine satirische Komödie vor, die von einer Skurrilität in die nächste stolpert, nachdem der clevere Kühlschrank ein Eigenleben entwickelt. Das ist zunächst äusserst witzig und geistreich – Yves ähnelt mit der Frage danach, inwiefern die Grenze zwischen menschlichem Wesen und künstlicher Intelligenz verschwimmen können, Filmen wie Her mit Joaquin Phoenix, der sich in ein Operationssystem verliebt. Zwar sind die Nebenfiguren etwas arg überzeichnet – mit dem planlosen Jérem und der umso durchstrukturierteren So, deren Absichten immer leicht verborgen bleiben, punktet der Film aber mit zwei sympathischen Figuren, die von Lebghil und Tillier ebenso charmant gespielt werden.
Nichtsdestotrotz kauft man den beiden die Liebesgeschichte, die sich anbahnt, nur mit Mühe ab – zu abstrus ist häufig das Setting, in dem sie zueinanderfinden. Und ungeachtet den vielen originellen Einfällen – Stichwort: Gerichtsverhandlung – scheint das Thema Mensch vs. Maschine nicht wirklich zu Ende gedacht zu sein. Zu Schmunzeln gibt es in Yves dennoch einiges, wenn man sich vor dem Vorrücken ins Skurrile nicht scheut. Und nur schon um die mutigen originellen Ideen zu würdigen lohnt es sich, der französischen Liebeskomödie zumindest eine Chance zu geben.
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