100% Wolf Australien 2020 – 96min.

Filmkritik

Ein Wolf im Pudel-Pelz

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Werwölfe sind in Animationsfilmen eher eine Seltenheit. Lediglich als Nebenfiguren hat man sie öfter gesehen, etwa in „Hotel Transsilvanien“ oder Tim Burtons „Nightmare before christmas“. In „100 % Wolf“ lernen wir Freddy Lupin kennen, dessen Geschichte auf einem 2009 erschienenen Roman basiert. In ungewöhnlicher Gestalt muss er sich in einer gefährlichen Welt beweisen.

Freddy Lupin (Stimme: Ilai Swindells) ist voller Vorfreude. Der Grund: Der Junge ist ein reinrassiger Werwolf und an seinem 13. Geburtstag steht die erste Verwandlung an. Doch anstatt die Gestalt eines Werwolfs anzunehmen, verwandelt sich Freddy lediglich in einen Pudel mit rosa Frisur. Freddy wird von seinen Artgenossen ausgegrenzt und findet sich bald auch noch in einem Hundezwinger wieder. Wenig später trifft er auf die Hündin Batty (Samara Weaving), mit der er die Flucht plant.

„100 % Wolf“ ist keine millionenschwere Hochglanz-Produktion aus dem Hause Dreamworks oder Pixar und das sieht man dem Film an. Gerade die technische Umsetzung der Tiere kann nicht überzeugen: Zu unrealistisch sind diese gestaltet, was sich vor allem am unbeweglichen und dadurch künstlich aussehenden Fell der Hunde zeigt. In „100 % Wolf“ ist tricktechnisch alles etwas einfacher und reduzierter gehalten. Die simple Story mit ihrer erwartbaren Dramaturgie passt sich dem an.

Dennoch gibt es in Sachen CGI ein paar Lichtblicke. Höchst ansprechend sind das Produktionsdesign und der Detailreichtum der Requisiten sowie der Ausstattung. Hier lohnt sich ein aufmerksamer Blick. Regisseur Alexs Stadermann beweist zudem ein gutes Gespür für den stimmungsvollen, ästhetischen Einsatz von Farbe, mit der er in eine magische Welt der Fantasie entführt. Dies erreicht er ebenso durch eine stimmige Kombination aus Licht und Schatten.

Überhaupt legt er grossen Wert auf phantastische Elemente, was sich an einigen Gegenständen zeigt (übernatürliche Halsbänder, ein magischer Mondstein), die für den Handlungsverlauf bedeutsam sind. In diesen Momenten hebt sich der Film gekonnt von anderen Animations-Werken ab, in denen ebenfalls Tiere die Hauptrollen spielen. Auf die Botschaften des Films trifft das leider weniger zu. Diese überraschen nicht und sind vorhersehbar, erweisen sich für die jüngeren Betrachter aber dennoch als passend. Es geht um Themen wie Verantwortung, Freundschaft und den allmählichen Übertritt ins Erwachsenenalter. Ältere Zuschauer und erfahrene Animationsfilm-Fans werden davon eher gelangweilt sein.

Immerhin punktet „100 % Wolf“ mit pfiffigem, augenzwinkerndem Humor und hält eine ganze Reihe an illustren Nebenfiguren bereit. Etwa ein in sich ruhender und buddhistische Weisheiten von sich gebender Terrier sowie eine äusserst temperamentvolle Hündin, die beim kleinsten Verweis auf ihre (mickrige) Grösse in die Luft geht.

04.06.2021

3

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