Free Guy USA 2020 – 115min.
Filmkritik
«Don’t have a good day. Have a great day!»
In «Free Guy», der neuen Action-Komödie von Shawn Levy, fliegt ein unbekannter Superheld über die Leinwände: Blue Shirt Guy – der Typ im blauen Hemd. Ein normaler Typ, der eigentlich gar nicht existiert, denn er ist nur eine Figur in einem Computergame. Doch dann übernimmt er selbst die Kontrolle über seine Rolle. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema künstliche Intelligenz fehlt, aber unterhaltsam ist der Gamer-Film trotzdem.
«Wer ist dieser Typ im blauen Hemd?», fragen sich die Herausgeber des fiktiven Videospiels «Free City», als eine bisher unbekannte Spielfigur entgegen der Spielidee anfängt, Gutes zu tun. Blue Shirt Guy (Ryan Reynolds) macht sich einen Namen als «Good Guy». Er ist ein sogenannter NPC, ein «non-playable character», eine Figur im Hintergrund, mit der die Spielerinnen interagieren können, wenn sie wollen. Ein NPC erfüllt eine gewisse Funktion in einem Game, unser Guy zum Beispiel ist Bankangestellter und wird in der Regel erschossen, wenn ein Spieler die Bank überfällt, um Credits und Erfahrungspunkte zu sammeln – nur um gleich wieder in seinem Bett zu erwachen, seinen Goldfisch zu begrüssen und den Tag von vorne zu beginnen. Und täglich grüsst das Murmeltier.
Der Typ im blauen Hemd ist also keine «echte» Spielfigur, sondern ein Algorithmus, eine künstliche Intelligenz, gesteuert vom Code, den man ihm einprogrammiert hat. Generischer als er kann ein Bankangestellter wohl nicht sein: beige Hose, blaues Hemd, seliges Lächeln. Nicht ohne Grund trägt er den ebenso generischen Namen «Guy». Sein Spruch zu jeder Kundin: «Don’t have a good day. Have a great day.» Sein Tagesablauf ist immer gleich, bis er sich eines Tages spontan dazu entscheidet, einem Bankräuber die Sonnenbrille zu stehlen und die Kontrolle über seine Rolle selbstin die Hand zu nehmen.
Die Ausgangslage mag auf den ersten Blick an «The Truman Show» (1998) erinnern, doch «Free Guy» von Regisseur Shawn Levy («Night at the Museum», «Stranger Things») erhebt keinerlei intellektuellen Anspruch. Schade, denn das Thema künstliche Intelligenz birgt durchaus kritisches Potenzial, doch bleibt es in diesem Film ungenutzt. Der Plot an sich ist ebenso generisch wie Guys Lächeln: Guy meets girl, beide weiss. Nicht-weisse Figuren gibt es in Free Guy nur in stereotypen Nebenrollen, Guys Kumpel Buddy beispielsweise dient nur als lustiger Sidekick und muss sich am Ende auch noch rührselig bei Guy für den «besten Tag seines Lebens» bedanken.
Eine Stärke des Films lässt sich dennoch finden: Die Gameification des visuellen Designs, die Virtual Reality mit leuchtenden Buttons, Explosionswolken und «Medipacks» zur Instant-Restaurierung der Gesundheit gibt dem Film ein gewisses Etwas, das ihn zumindest ein bisschen abhebt von einer beliebigen Action-Komödie. Als Gamerin erkennt man sich in Game-Details wie der Auswahl der «Skins» wieder – einmal geht ein Polizist in einem pinken Bunny-Kostüm ans Werk – oder in dem einen Spieler, der seine Spielfigur lustig tanzen lässt, um Guy zu beeindrucken. So bietet Free Guy zwar keinerlei Tiefgang, aber unterhaltsam ist der Film allemal.
Ruedi Widmer
Kurzkritik von Walter Rohrbach
Eigentlich hätte man «Free Guy» nicht viel zugetraut und ist von einer eher flachen Komödie ausgegangen: Aber der neue Streifen von Regisseur Shawn Levy (Stranger Things, «Nachts im Museum») ist erfrischend gut. Der Film handelt von einem Videospiel in dem Guy (Ryan Reynolds) ein einfacher Bankangestellter ist, der jeden Tag mehrere Banküberfälle über sich ergehen lassen muss. Als er aber dann der Figur Molotov Girl (Jodie Comer) begegnet, beginnt er zu erahnen, dass er in Wirklichkeit (nur) eine Hintergrundfigur (ein sogenannter Non-Player-Charakter, NPC) eines Videospiels ist. Natürlich ist «Free Guy» kein tiefgründiger Arthouse-Film, aber er beleuchtet trotzdem einige spannende Aspekte und ist vor allem sehr unterhaltsam.
3.5 Sterne
Dein Film-Rating
Kommentare
War derart begeistert von dem Film! Hatte mich schon längers darauf gefreut. Auch wenn er teils sehr kitschig war, überzeugte er mich doch vollkommen.
Als dein Standard-Blockbuster ist „Free Guy“ absolut erträglich und erscheint dank augenzwinkender Qualität, geschliffener als er ist. Jedoch bleibt er cineastisch ohne Ambition und jede gemachte Referenz auf die Game-Welt oder künstliche Intelligenz eine Referenz, die nie echt gehaltvoll wird.… Mehr anzeigen
„Free Guy“ gefällt mit einem originellen Szenario, cleveren Ideen sowie einem hervorragenden Ensemble, das rockt. Der Film ist nicht nur extrem unterhaltsam, sondern auch supersympathisch. Wer in seinem Leben jedoch noch nie „Grand Theft Auto“ oder ein vergleichbares Spiel gezockt hat, wird allerdings Probleme haben, dem bunten Treiben auf der Leinwand zu folgen.… Mehr anzeigen
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