Filmkritik
Prächtiger Weihnachtskitsch
David E. Talbert wollte als Autor und Regisseur einen Weihnachtsfilm erschaffen, der jenen eine Identifikationsfigur gibt, die bei den üblichen Weihnachtsfilmen eigentlich immer aussen vor sind, insbesondere auch bei den grossen Hits der vergangenen Jahrzehnte: den farbigen Zuschauern. Was ihm dabei besonders gelingt: Eine Welt zu erschaffen, an deren Wahrhaftigkeit man nicht zweifelt.
Jeronicus Jangle ist ein Erfinder, doch seine jüngste Erfindung könnte auch sein Untergang sein. Eine Don-Juan-Puppe, die lebt, vor allem aber habgierig ist und Jangles Assistenten Gustafson drängt, das Buch der Erfindungen zu stehlen. Damit wird Gustafson reich, während Jangle verarmt und nach dem Tod seiner Frau auch aufhört, Erfinder zu sein. Die Jahre vergehen, sein Laden steht vor dem Untergang, und Rettung naht nur in Form seiner Enkelin Journey, die sich nicht damit zufriedengeben will, dass die Zeit der grossen Erfindungen vorbei ist.
Natürlich ist die Welt dieses Films eine unwirkliche. Eine Art viktorianische Steampunk-Fantasie mit reichlich Kitsch und allerhand Songs, aber eine Welt, die inklusiv ist und dies mit hoher Natürlichkeit zeigt. Dass die Besetzung fast durchgehend farbig ist, erscheint hier als natürlicher Bestandteil der Geschichte. Talbert gelingt damit, was er sich vornahm, und liefert einen Film ab, der im besten Sinne inklusiv ist, da Rasse hier keine Bedeutung hat. Der Film funktioniert darum für jeden Zuschauer.
Vor allem ist der Film in seiner Visualität prächtig. Die Ausstattung ist superb und ausladend. Man fühlt sich an Wimmelbilder erinnert, während man versucht, all die Details zu erfassen, die sich Bild für Bild eröffnen. Darüber hinaus kann man auch ein wenig vergessen, dass die Geschichte nur sehr holprig in Gang kommt. Es dauert eine gute halbe Stunde, bis die eigentliche Hauptfigur auftritt. Überbrückt wird die Zeit mit schmissigen Tanz- und Gesangseinlagen, wobei vor allem die junge Hauptdarstellerin Madalen Mills umwerfend agiert. Sie bringt eine Energie in den Film ein, die absolut zauberhaft ist.
An ihr liegt es auch, dass man die spürbaren Längen dieses mehr als zwei Stunden langen Spektakels gerne wegsteckt, auch wenn sie nicht ganz darüber hinwegtäuschen kann, dass dem Film mit einem strafferen Skript besser gedient gewesen wäre. Aber auch so gestaltet er sich als natürlich kitschiges, aber schön anzusehendes Weihnachtsmärchen, das mit Pomp und Aufwand überzeugt. Ob er das Zeug dazu hat, zum künftigen Weihnachtsklassiker zu werden, wird man wohl erst in Jahren sehen – wenn der Streifen rund um die Feiertage in der Top-Ten-Liste von Netflix auftaucht oder nicht.
Jingle Jangle: A Christmas Journey ist ab sofort auf Netflix zu sehen.
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