Kiss me Kosher Deutschland, Israel 2020 – 101min.
Filmkritik
Lesbische Liebe auf dem israelischen Prüfstand
Die Konstellation könnte krasser kaum sein: Eine Israelin liebt eine Deutsche. Die beiden Lesben wollen in Tel Aviv heiraten. Komplikationen sind unausweichlich in dieser sanften Liebeskomödie von Shirel Peleg, die es gut meint.
Man herzt sich, scherzt und ist guter Hoffnung, die Liebe auszuleben: Die Biologin aus Stuttgart, Maria (Luise Wolfram), trifft in Tel Aviv ihre Geliebte Shira (Moran Rosenblatt). Man kennt und liebt sich seit drei Monaten. Eher durch Zufall (und Missgeschick) denn durch Absicht wird so eine Art Verlobungsakt ausgelöst. Schuld ist ein Ring, ein Erbstück, das Shira von ihrer Grossmutter Berta (Rivka Michael) geschenkt wurde. Schnell ist von einer Heirat die Rede. Shiras Bruder Liam (Eyal Shikratzki) ist begeistert und behält das Liebespaar im Fokus: Er dreht über die beiden einen Dokumentarfilm. Welche Konstellation könnte besser sein: eine Jüdin heiratet eine Deutsche, und das in Israel! Auch Shiras tolerante Eltern (John Carroll Lynch und Irit Kaplan) samt Geschwister haben nichts gegen die Verbindung, wohl aber die extravagante, leicht versnobte Oma, Holocaust-Überlebende, die Deutsche, vor allem «Hitlers Brut», ablehnt. Auch Maria hat ihre Zweifel, als ihre Eltern (Bernhard Schütz und Juliane Köhler) aus Deutschland anreisen. Und prompt kommt ein dunkles Kapitel aus der Verwandtschaft ans Licht. Trotzig fordert Maria für sich: «Ich habe auch das Recht, Mensch zu sein, und nicht nur eine Deutsche!»
Deutsch-israelische Beziehungen hat Shirel Peleg, Buch und Regie, in den Fokus ihrer Liebeskomödie gestellt. Toleranz und Vorurteile, offene Beziehungen und traditionelle Gegebenheiten sowie Spannungen zwischen den Generationen – in «Kiss Me Kosher» (ein herrlich treffender Filmtitel) wirbelt die Filmerin das alles munter durcheinander. Die Verwicklungen wirken bisweilen hausbacken, dann wieder witzig, aber auch kitschig. Die Lesbenliebe ist eigentlich kein Thema, ebenso wenig wie die politisch-gesellschaftliche Situation in Israel. Es geht um Gefühle nach dem Motto: Die Liebe wird's schon richten. Die lockere Stimmung –trotz ernster Sidekicks – untermalt ein Trio, das unvermittelt Hochzeitsmusik einstreut. Das Spielfilmdebüt von Shirel Peleg entstand überwiegend in Tel Aviv. Die deutsch-israelische Koproduktion amüsiert, wohl auch weil die Konflikte nicht dramatisiert, sondern locker gelöst werden. Eine Romanze mit optimistischem Grundton. Es darf geküsst werden…
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