Last Night in Soho Grossbritannien 2020 – 117min.

Filmkritik

The city that never sleeps

Théo Metais
Filmkritik: Théo Metais

Das neue Drehbuch aus der charakteristischen Welt von Edgar Wright, Last Night In Soho, führt Anya Taylor-Joy und Thomasin McKenzie ins London der 1960er Jahre. Mit seiner Mischung aus Thriller und Horror hat Last Night In Soho das Zeug dazu, die Modebranche zu erschüttern.

Eloise Turner (Thomasin McKenzie), eine zurückhaltende junge Studentin, die von der Welt der Swinging Sixties fasziniert ist und eine aufstrebende Modedesignerin ist, kommt an einer angesehenen Schule in London an. Ausserhalb des hektischen Nachtlebens der Studenten auf dem Campus zieht sie es vor, sich ein Zimmer im obersten Stockwerk einer charmanten Villa in Soho zu suchen. Doch schon bald findet sie sich in den 1960er Jahren wieder und lernt eine schillernde Frau kennen, eine aufstrebende Sängerin namens Sandy (Anya Taylor-Joy). Nächtliche Reisen inspirieren die junge Frau zunächst, aber in London sind die Nächte lang, und Eloise findet sich am Rande des endlosen Wahnsinns wieder, als die Visionen überhand nehmen.

Sicherlich einer der am meisten erwarteten Filme seit der Covid-Krise, und das aus gutem Grund, denn Edgar Wright ist ein Filmemacher der Extraklasse. Als Regisseur der fantastischen Filme Hot Fuzz, Shaun of The Dead, Scott Pilgrim und Baby Driver dürfte dieser neue Film einen Wendepunkt in der Filmkunst des britischen Regisseurs markieren. Dieser Film ist weniger komödiantisch als seine Vorgänger, sondern eher ernsthaft; ein psychologischer Thriller, der das Erbe von Don't Look Now von Nicolas Roeg oder Roman Polanskis Repulsion antritt.

Die Realität vermischt sich mit den Sechzigern und Thomasin McKenzie verliert den Halt. Auffällig und bemerkenswert in Leave No Trace, die Schauspielerin mit der so einzigartigen Stimme wird fast zur Reinkarnation einer Shelley Duvall. Die verschlungenen dunklen Strassen von Soho ersetzen die Kulisse eines gewissen Overlook Hotels. Die Kneipe ist nie weit weg, die Zombies auch nicht, und die Musik füllt die Luft in einem rasanten Thriller. Unter dem Deckmantel einer Zeitreise bietet Edgar Wright eine rasante Inszenierung, einen furiosen Pop und ein grausames Objekt, um eine Geschichte von Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart zu erzählen, die sich im Zentrum dieser mystischen und verstörenden Visionen treffen. Die eine ist Studentin, die andere, eindrucksvoll verkörpert von Anya Taylor-Joy, zu allem bereit, um auf der Bühne des legendären Café de Paris im Westend aufzutreten. Um dorthin zu gelangen, muss sie ihren Charme spielen lassen, und Matt Smith, das verführerische Gesicht eines skrupellosen Managers, muss die Walküren anlocken.

Zwei tadellose Schauspielerinnen verkörpern eine Geschichte, die durch ihre Konstruktion, ihre Ästhetik und ihre anspruchsvolle Kameraführung überrascht. Last Night In Soho ist weniger von der Modeindustrie heimgesucht, als die ersten Bilder vermuten liessen. Es ist ein Film, der nicht nur von der Modeindustrie handelt, sondern auch von der Welt des Kinos: Edgar Wright ist in der Tat ein Schöpfer grosser Unterhaltungen, von kuriosen, kraftvollen und hier und da visionären kinematografischen Objekten, die elegant von grossartigen Darstellern getragen werden und von denen immer der Wunsch ausgeht, das Visuelle und das Auditive zu erfreuen. Der Regisseur zieht einmal mehr die Fäden der Magie des Kinos, des Schnitts, komponiert intelligente Aufnahmen; man beachte den verschlungenen Einsatz von Spiegeln, ein Klassiker, der im Kino ein wenig heruntergekommen ist, hier aber funktioniert und bestätigt, was wir nach Shaun of The Dead verstanden haben: nichts Neues unter der Sonne, aber es gibt einen Edgar Wright-Stil und den Touch eines Filmemachers, der das Kino liebt und ihm jedes Mal huldigt.

Übersetzung aus dem Französischen von Théo Metais durch Alejandro Manjon.

04.01.2022

3.5

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Kommentare

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Chraebu58

vor 2 Jahren

Sehr gut gemachter thriller und wer hätte das gedacht zum schluss?
Musik aus den 60igern und 70gern und zu allem musste man noch etwas denken


julianne

vor 2 Jahren

Fantastic thriller Traum oder Realität fantastic umgesetzt !! Hammer Soundtrack und cinematography!! Hammer Performances !!


navj

vor 2 Jahren

„Last Night in Soho“ begleitet eine aufstrebende Modedesignerin, die in London ihren Traum erfüllen will, deren Schicksal sich dabei aber immer mehr mit dem einer Sängerin aus den 1960ern verknüpft. Das ist kunstvoll in Szene gesetzt, gerade die erste Hälfte ist ein audiovisuell mitreissendes und exzellent besetztes Abenteuer.Mehr anzeigen


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