Paths of Life Schweiz 2020 – 84min.
Filmkritik
Wie aus Tiefpunkten Wendepunkte werden
Paths of Life ist ein Portrait dreier Menschen, die eines gemeinsam haben: Erst durch ihre Krisen haben sie ihren besonderen Lebensweg gefunden.
Im Dokumentarfilm Film Paths of Life porträtiert der Schweizer Regisseur Thomas Lüchinger drei Menschen mit unterschiedlichen Lebensgeschichten, die auf die Pfade ihres Lebens zurückblicken: eine amerikanische Kunsttherapeutin, ein österreichischer Permakultur-Gestalter und ein ehemaliges isländisches Fotomodell. Ihre Leben hätten nicht unterschiedlicher verlaufen können. Allen gemeinsam ist, dass sie ihre Krisen zum Anlass genommen haben, neue, ungewöhnliche Wege zu gehen; ihrem Ruf zu folgen.
Im Film reflektieren sie ihre Kindheit, Schicksalsschläge und die Wege, um aus ihnen zu entfliehen. Sie erzählen von individuellen Bewältigungsstrategien, dem Mut zu unkonventionellen Lösungen und teils spirituell-motivierten Lichtblicken. Im Zentrum steht die Frage, wie aus Tiefpunkten nicht Endpunkte, sondern Wendepunkte werden. Gleichzeitig erzählt der international angesehene österreichische Philosoph und Therapeut Alexander Lauterwasser von seiner Arbeit mit drogenabhängigen Jugendlichen. Er bringt ihnen anhand von Bildern und Geschichten die Idee näher, dass Scheitern eine Möglichkeit bietet, sich (auf neuen Wegen) weiterzuentwickeln.
Nach der Arbeit an seinem letzten Dokumentarfilm Being there – da sein, in dem er Angehörige sterbender Menschen porträtiert hatte, kam in Thomas Lüchinger eine Frage auf: Braucht der Mensch erst Krisen, um neue Wege einzuschlagen, die für die eigene und die Entwicklung der Gesellschaft wichtig sind? Diese Frage hatte ihn zu seinem neuen Film inspiriert. Die Geschichten und Krisen seiner ProtagonistInnen bezeichnet er als alltäglich – sie könnten also auch den ZuschauerInnen widerfahren sein. Für ihn sind sie trotzdem «Helden»: Nicht, weil sie heroische Taten vollbracht hätten, sondern weil sie den Schritt gewagt hatten, ihrem inneren Ruf Folge zu leisten.
Die Erzählungen der ProtagonistInnen werden durch eigene Fotografien und Filmmaterial sowie eindrucksvolle Stimmungsbilder der Orte ihrer Geschichten auf ansprechende Art und Weise illustriert. Lüchinger gelingt es jedoch nicht gänzlich, einen neuartigen oder erfrischenden Zugang zu seiner nicht ganz neuen Fragestellung zu finden. Ebenso verliert der Film mit den verschiedenen, nicht zusammenhängenden Handlungssträngen über gewisse Strecken an Spannung. Die verschiedenen Episoden gestalten den Film zwar abwechslungsreich, lassen aber auch einen natürlichen Fluss und Stringenz vermissen. Wer sich jedoch für esoterische Praktiken und alternative Lebensentwürfe interessiert, den wird Paths of Life nicht zuletzt dank den interessanten Persönlichkeiten, welche die Doku in den Fokus rückt, in den Bann ziehen.
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