The King's Man: The Beginning Tschechische Republik, Grossbritannien, USA 2019 – 130min.

Filmkritik

Wie alles seinen Anfang nahm

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Nach «Kingsman: The Secret Service» und «Kingsman: The Golden Circle» kommt ein dritter Film rund um den fiktiven Kingsman-Geheimdienst in die Kinos. Darin taucht Matthew Vaughn, der erneut das kreative Zepter schwang, in die Wirren des Ersten Weltkriegs ein, um die Vorgeschichte der regierungsunabhängigen Organisation zu bebildern.

Die aus den vorangegangenen Teilen bekannten Figuren sind im Prequel «The King’s Man: The Beginning» nicht zu sehen, da die Handlung rund 100 Jahre früher spielt. Im Mittelpunkt steht dieses Mal der britische Aristokrat Orlando Oxford (Ralph Fiennes), der 1902 beim Besuch eines Konzentrationslagers in Südafrika seine Ehefrau Emily (Alexandra Maria Lara) durch einen Heckschützenangriff verliert. Das traumatische Ereignis, das sein Sohn Conrad (Alexander Shaw) mitansehen muss, trifft den überzeugten Pazifisten hart und bestärkt ihn in der Haltung, seinen Sprössling vor den Schrecken dieser Welt abzuschirmen.

12 Jahre später ist aus dem Burschen ein junger Mann (nun: Harris Dickinson) geworden, der das Ziel verfolgt, dem Militär beizutreten. Ein Wunsch, den Orlando angesichts des herannahenden Krieges im Keim ersticken will. Nach dem im zweiten Versuch erfolgreichen Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este bricht ein bewaffnetes Kräftemessen aus, das von einem mysteriösen, viele Handlanger aus unterschiedlichen Nationen um sich scharenden Strippenzieher eingefädelt wurde. Orlando, der Conrads soldatische Bestrebungen mit grosser Sorge sieht, sammelt mithilfe eines geheimen Dienstbotennetzwerks Informationen über die Intrigen hinter dem blutigen Konflikt und setzt sich zum Ziel, die verheerende Auseinandersetzung zu beenden.

In der Art und Weise, wie «The King’s Man: The Beginning» Fakten und Fiktionen zu einer neu geschriebenen Hintergrundgeschichte des Ersten Weltkriegs verbindet, erinnert der Film an Quentin Tarantinos wild fabulierendes Epos «Inglourious Basterds». Greifen dort die erzählerischen Rädchen zumeist sauber ineinander, ruckelt und holpert es in Matthew Vaughns Agentengeschichte allerdings mehrfach. Trotz einer stattlichen Laufzeit von über zwei Stunden platzt das Abenteuer rund um Oxford und seinen Sohn mit seinen diversen Schauplätzen und Verschwörungsfäden aus allen Nähten. Flüssig und wie aus einem Guss wirkt der auch um ein paar dramatische Akzente bemühte Spionagestreifen jedenfalls nicht. Mindestens eine faustdicke Überraschung hält das Drehbuch bereit. Wer der bis kurz vor Schluss stets im Schatten bleibende Kriegsmanipulator ist, lässt sich aber auch ohne hellseherische Fähigkeiten treffsicher erraten.

Wie schon «Kingsman: The Golden Circle» fällt das Prequel hinter den absurden Witz des ersten Films zurück, der das Publikum vor allem mit seinen krachend-überdrehten Actionsequenzen gefangen nehmen konnte. «The King’s Man: The Beginning» hat durchaus seine unterhaltsam-schrägen Momente zu bieten. Von Einlagen wie der vollkommen enthemmten Kampfchoreografie des russischen Zarenflüsterers Rasputin (in einer lustvoll ausgekosteten Over-the-top-Performance: Rhys Ifans) hätte es jedoch gerne mehr geben dürfen.

31.12.2021

3

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Kommentare

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Maratonna

vor 2 Jahren

Die Schauspieler waren grundsätzlich gut. Daran lag es nicht. Die Story ist für meinen Geschmack einfach seeehr langweilig. Kaum Überraschendes, wenig Originelles. Es war anstrengend und ein Kampf gegen das Einschlafen.


Simon

vor 2 Jahren

Alles in allem war ich recht enttäuscht. Die Geschichte ist sehr umständlich und pathetisch erzählt. Ich glaube, Neulinge werden sich fragen, was das Ganze eigentlich soll - und Kenner der ersten beiden Filme werden enttäuscht sein, weil es eine andere Art Film ist als die beiden Vorgänger. Raffiniert und gleichzeitig aber auch verwirrend fand ich die Vermischung von Fiktion und Geschichte im Zusammenhang mit den Geschehnissen in der damaligen Zeit. Trotz aller Kritik: Nur schon die Szenen mit Rasputin waren das Eintrittsgeld wert. Das haben sich die Drehbuchautoren komplett austoben dürfen. Herrlich.Mehr anzeigen


navj

vor 2 Jahren

„The King’s Man – The Beginning“ ist eine Wundertüte, in der einige aufregende Ideen, verrückte Kampfeinlagen und dramatische Momente stecken. Historische Figuren und Geschehnisse werden mit fiktiven Personen und Entwicklungen vermischt. Insgesamt bietet „The King’s Man – The Beginning“ unterhaltsames Kino und ist der beste Teil dieser Film-Reihe. Ich bin gespannt auf eine weitere Fortsetzung.Mehr anzeigen


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