Angst oder Furcht ist die Frage… Im Dokumentarfilm der Schweizerin Mirjam von Arx. Sie beschreibt an konkreten Beispielen, wie Menschen der Angst begegnen oder ihr ausweichen, sie wahrnehmen und bekämpfen, mit ihr handeln oder sie überwinden. Eine spannende Reise zu Menschen und Hirnen.

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Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann oder vor dem bösen Wolf? Hier ein Spiel, dort ein Märchen. «Wer hat Angst vor Virginia Woolf?» oder «Angst essen Seele auf» – man erinnere sich an das Theaterstück von Edward Albee oder an die Verfilmung (1966) mit Elizabeth Taylor und Richard Burton, und natürlich an Rainer Werner Fassbinders Filmwerk(1974). Die Angst lebt nicht nur im Kino, sondern auch im Leben.

Die Dokumentarfilmerin aus dem Thurgau, Mirjam von Arx («Freifall»), hat Menschen aufgesucht, die ihre Angst wahrnehmen und sich ihr stellen, sie verdrängen oder gar mit ihr handeln. Sie beschreibt an konkreten Beispielen die Angst vor der Angst, Versuche, Angst zu überwinden, oder ihr auf die Spur zu kommen.

Ein junger Koreaner besucht ein Seminar, das sich mit dem Tod auseinandersetzt. Er lässt sich probeweise auch mal einsargen. Kann man Erfahrungen mit dem Tod arrangieren? Die Extremsportlerin Evelyne Binsack macht sich mutterseelenallein auf den Weg durch die Arktis. Da ist nicht nur die unendliche Weite bei minus 30 und mehr Grad, sondern auch die Angst vor Eisbären nachts im dünnen Zelt. Schafft sie es bis zum Ziel?Ein Ehepaar hat sich in einen ehemaligen US-Militärbunker (South Dakota) eingerichtet und vorgesorgt mit Proviant für Monate. Da kann kommen, was will. Ein Wissenschaftler von der New Yorker Universität, Joseph LeDoux, referiert kühl am Hörsaaltisch übers Gehirn und erläutert Unterschiede zwischen Angst und Furcht. «Wir fühlen nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Hirn», ist da etwa zu hören. Der Zürcher Peter Schneider, Psychoanalytiker und satirischer Kommentator, weist unter anderem auf die Vielschichtigkeit von Ängsten hin. Es gibt eben auch kollektive Ängste, denen Märchen vorbeugen sollen.

Mirjam von Arx hat das grosse Feld der Angst geschickt und gekonnt beackert. Kein Lehrstück und nur partiell ein akademischer Vortrag. Ihr Film (Sprecherin: Katja Riemann!) bietet denkwürdige Einsichten und Impressionen – eben auch über den Geruch der Angst. Der Film kann natürlich Ängste nicht überwinden, hilft aber, sie zu verstehen und ihr vielleicht furchtlos zu begegnen.