VAMOS - Ein neuer Weg Schweiz 2020 – 90min.
Filmkritik
VAMOS - Ein neuer Weg
Silvia Häselbarth Stolz begleitet vier Personen um die 50 durch eine Phase, in der sich ihre Leben neu ausrichten. Ein leiser Film, der unaufgeregt von Dingen berichtet, die jeden angehen.
Manchmal kommt es im Leben anders. Anders als bisher, anders als geplant. Nicht immer so unvorhergesehen, wie bei Pascale, die 51-jährig von ihrem langjährigen Lebenspartner plötzlich verlassen wird; dass, wie bei Ralph, Kinder irgendwann flügge werden, liegt in der Natur der Sache. Doch Ralph muss sich der neuen Situation genauso stellen wie Pascale. Und wohl jeder fühlt sich einsam, wenn Menschen, mit denen man über Jahre den Alltag teilte, plötzlich nicht mehr da sind.
In der Folge muss man sich gewöhnen an die Abwesenheit und neue Distanz, in welcher die alten Beziehungen von nun an spielen. Man wird zurückgeworfen auf sich selber. Wird gezwungen, die eigene Situation zu überdenken und muss herausfinden, was einem fortan wichtig ist und wie man einen Weg findet, um sich in der Gesellschaft neu zu positionieren.
Nicht selten helfen dabei eine neue Umgebung und Menschen, die man neu kennenlernt, so wie Jacqueline, die sich zehn Jahre nach ihrer Erblindung mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sieht. Sie ist die dritte Person, die man in „VAMOS – Ein neuer Weg“ kennenlernt. Regisseurin, Silvia Häselbarth Stolz, hat mit „Falten“ und „Drei Brüder à la carte“ vorgängig bereits zwei aus dem Leben gegriffene Filme vorgestellt und komplettiert nun sozusagen eine Trilogie. Als vierten Protagonisten stellt sie den Italo-Schweizer Marcello vor, der sich in seiner Haut plötzlich derart unwohl fühlt, dass er sein Leben von Grund auf umzukrempeln beginnt.
Häselbarth Stolz hat ihre Protagonisten über Monate begleitet. Sie besuchte sie in ihrem bisherigen, später in ihrem neuen Zuhause. Ralph zieht aus der Stadt Luzern in den Jura, Marcello tauscht seine 360 m2-Atelierwohnung gegen einen 16 m2 winzigen Bauwagen und schreinert fortan in einer Gemeinschaftswerkstätte. Pascale zieht nach einer Indienreise aus ihrem Einfamilienhaus in eine Dachwohnung.
Häselbarth Stolz schildert allerdings nicht nur sichtbare Veränderungen, sondern lässt ihre Protagonisten auch erzählen. Von Kämpfen und Krämpfen. Von Hoffnungen und Enttäuschungen. Von Schritten nach vorn, aber auch von Rückschlägen. Davon, dass das Leben keine gut geplante Reise, sondern oft eine Achterbahnfahrt ist, die es zu meistern gilt. Dass die Zeit dabei hilft, wird nicht explizit erwähnt, aber insofern bewiesen, als alle vier Porträtierten zum Schluss tatsächlich ganz anders im Leben stehen.
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Kommentare
Ein toller Film!
Er fordert den Zuschauer heraus sich die Zeit zu nehmen für die Protagonisten. Dies erlaubt dem Zuschauer in eine Beruhigende Welt des Films einzutauchen.
Fasziniert!
Zuletzt geändert vor 4 Jahren
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