Belle Japan 2021 – 122min.

Filmkritik

Cocteau 5.0

Filmkritik: Laurine Chiarini

Der Film erzählt das Leben von Suzu, einer einsamen Teenagerin, die im wirklichen Leben mutterlos aufgewachsen ist. Sie verwandelt sich in der virtuellen Welt von «U», einem Netzwerk mit 5 Milliarden Nutzern, in Belle, eine populäre Sängerin mit langen rosa Haaren.

Die Werbung für die App «U», die eines Tages auf dem Bildschirm von Suzus Smartphone auftaucht, verspricht ihren Nutzern, eine bessere Version von sich selbst zu sein, ein anderes Leben zu führen und die Welt durch eine körperlich geteilte Erfahrung zu verändern.

Der Animationsfilm «Belle» pendelt zwischen der Schönheit der Provinz, in der Suzu und ihr Vater leben, und dem visuell atemberaubenden Cyberspace von «U», wo Suzus Avatar Belle ihre Auftritte hat. Der Film kritisiert die Auswüchse der sozialen Netzwerke und prangert die Hyperkonnektivität an. Letztendlich stammt der Begriff «Hikikomori», der sich auf meist junge Menschen bezieht, die wochen- oder monatelang zu Hause bleiben, aus Japan. Aber dem Regisseur Mamoru Hosoda liegt es am Herzen, seinem jungen Publikum Hoffnung zu geben, ihnen zu zeigen, dass sie ihre Zukunft selbst bestimmen und verändern können. Während die Beliebtheit von U-Nutzern an der Anzahl ihrer «Follower» gemessen wird, wird es Suzu nur gelingen, über sich selbst hinauszuwachsen, indem sie der letzten Gefahr widersteht: die Gefahr, Belles Avatar fallen zu lassen und ihr wahres Ich in all seiner unvollkommenen Menschlichkeit zu enthüllen.

«Alle Superstars haben eine dunkle Seite und man ist immer enttäuscht, wenn man sie entdeckt», sagt eine Freundin von Belle. In ihrem Fall ist es das Gegenteil: scharfsinnig und hartnäckig, wird ihr Mut es ihr ermöglichen, denjenigen zu entdecken - und schliesslich zu retten -, der sich hinter dem mysteriösen und ungeliebten Biest verbirgt. Dies ist die Gelegenheit für den Regisseur, die ikonischen Szenen aus Cocteaus «Die Schöne und das Biest» (und allen nachfolgenden) in der Version 5.0 neu zu interpretieren.

«Wenn man einem anderen hilft, indem man über sich selbst hinauswächst, hilft man sich selbst», so könnte die Botschaft des Films lauten. Mamoru Hosada, der manchmal als der neue «Miyazaki» bezeichnet wird, dürfte es mühelos schaffen, alle Generationen vor demselben Bildschirm zu vereinen.

(Kritik im Zuge des 74. Filmfestivals von Locarno).

Übersetzung aus dem Französischen von Laura Chiarini durch Alejandro Manjon.

Kritik von Walter Rohrbach:

Ein hervorragend aussehender Popstar mit perfekt-gestyltem rosa Haar steht auf dem Rücken eines Buckelwals und fliegt durch eine Cyberspace-Realität. Der Name des Rockstars ist Belle und sie beginnt ein Lied zu singen, das aus riesigen Lautsprechern auf dem Rücken eines Wals ertönt. Aber Achtung, das geschilderte Szenario entspricht nicht der tatsächlichen Lebensrealität der Hauptprotagonistin: Im wirklichen Leben ist Belle Suzu, ein 17-jährigesMädchen, das seine Mutter bei einem tragischen Unfall verloren hat und dessen Leben seither von Trauer geprägt ist. Der Anime-Film von Mamoru Hosoda kann als gut gelungenes und modern aufbereitetes Märchen mit Bezügen zu «Die Schöne und das Biest» bezeichnet werden.

17.05.2022

3.5

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