Boîte noire Frankreich 2020 – 129min.

Filmkritik

Der Gesang der schwarzen Lügen

Sven Papaux
Filmkritik: Sven Papaux

Pierre Niney arbeitet nach Ein idealer Mann aus dem Jahr 2015 erneut mit Yann Gozlan zusammen. Mit Boite Noire legt der Filmemacher einen spannenden Thriller vor.

Mathieu Vasseur Autor, Mathieu Vasseur Ermittler der BEA. Yann Gozlan liebt es, Pierre Niney den gleichen Namen zu geben. Doch dieses Mal wird er zum Chefermittler beim Absturz eines Fluges von Dubai nach Paris. Pilotenfehler oder Terroranschlag? Die Analyse der Blackbox ist nicht gerade einfach, sie macht Mathieu sogar besessen. Bei seinen Ermittlungen stösst er auf eine gefährliche Wahrheit.

Auf die kleinen Fehler achten, um das eigentliche Problem zu erkennen. Mathieu Vasseur ist einer der besten Ermittler bei der BEA, der für Sicherheitsuntersuchungen in der Zivilluftfahrt zuständigen Behörde. Eine Zeit lang war Vasseur nicht beteiligt, doch dann wurde er wieder hinzugezogen, um Licht in die Blackbox zu bringen und die Geheimnisse der fast unhörbaren Aufzeichnungen zu entschlüsseln. Und vielleicht war es gar keine so gute Idee, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Wie besessen von dem Fall, stürzt sich der Ermittler in eine grosse Intrige, um den oder die Schuldigen an diesem Flugzeugabsturz zu finden. Aber die Geheimnisse sind so zahlreich, dass der Fall eine noch nie dagewesene (psychologische) Tragweite annehmen wird.

Boite Noir ist ein französischer Thriller für Schulkinder, aber gut gemacht und mit einer guten Dosis Spannung. Yann Gozlan hält seinen Knochen und lässt uns in die Welt der zivilen Luftfahrt mit ihren verschiedenen Schichten eintauchen. Die Komplexität nimmt durch Austausch und Geräusche - hinter den Kulissen - unterschiedliche Formen an. Pierre Nineys feines Gehör - das an die Rolle von François Civil in Das Lied des Wolfes erinnert - ist eine Bereicherung, aber er wird mehr brauchen, viel mehr. Ein schäbiges und gefährliches Unterfangen in einer Welt, in der Menschenleben für eine wichtige Wirtschaft geopfert werden. Boite Noir profitiert auch von einer kalten Inszenierung, die nichts ausufern lässt, die auf den Trümmern eines Flugzeugs eine Spurensuche aufbaut. Ein Spiel der Spuren, bei dem sich Hypothesen und Todesfälle häufen und Neurosen gezählt werden.

Eine stille Kraft, eine stille Gefahr, die den armen Mathieu Vasseur treffen wird. Er ist ein ausgezeichneter Schauspieler, mit einem Hauch von Instabilität und einem Blick, der mal bewohnt, mal leer ist, bedrängt von dem Wunsch, diese Angelegenheit zu Ende zu bringen.Lou de Lâage (Noémie Vasseur) spielt den charaktervollen Gegenpol zu Mathieu, eine Frau, die sich wohl fühlt und selbstbewusst ist. Die französische Schauspielerin ist darin sehr versiert. Yann Gozlan ist ein ebenso geschickter Autor, der einen spannenden, kontrollierten Thriller geschrieben hat.

Übersetzung aus dem Französischen von Sven Papaux durch Alejandro Manjon.

04.01.2022

3.5

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