Clara Sola Belgien, Costa Rica, Deutschland, Schweden 2021 – 108min.
Filmkritik
Sprengung körperlicher wie psychischer Fesseln
Isoliert, abgeschottet, benutzt: Die 40-jährige Clara (Wendy Chinchilla Araya) lebt mit ihrer Mutter Fresia (Ana Julia Porras Espinoza) in einem abgelegenen Flecken in Costa Rica. Sie leidet unter Skoliose, einer Wirbelverkrümmung, die sie behindert und fesselt.
Die Mutter ist der Meinung, dass ihre Tochter eine Art Jungfrau Maria sei. Sie sei von Gott für ihre körperliche Einschränkungen mit Heilkräften getröstet und belohnt worden sei. Die Mutter hat Clara unter Kontrolle, die ihr Heil in der Natur und bei Tieren sucht. Ihre beste Freundin ist die weisse Stute Yuca. Als die von ihrer Mutter verkauft werden soll, rebelliert Clara und entlässt das Pferd in die Freiheit, heisst in den Dschungel.
Ein Wendepunkt ihres einsamen Lebens wird Santiago (Daniel Castañeda Rincón ), ein Freund ihrer 15-jährigen Nichte Maria (Flor Maria Vargas Chaves), die ebenfalls bei ihrer Mutter wohnt. Er weckt ungewollt Begehrlichkeiten und den Wunsch bei Clara, auszubrechen, sich zu finden und sich selbst zu «heilen». Sie will die aufgezwungen Rolle der Heilerin ablegen.
Nathalie Álvarez Mesén, mit schwedischen Wurzeln und in Costa Rica heimisch, beschreibt in ihrem ersten Spielfilm, wie eine Frau, gefangen durch ihr Umfeld und durch körperliches Handicap eingeschnürt, ihre Fesseln ablegen will. Symbolisch steht dafür das Korsett, dass Clara anlegen muss, wenn sie von ihrer Mutter zu «Heilungsakten» aufgeboten wird, um aufrecht zu sitzen. Sie lebt in inniger Symbiose mit Natur und Tieren. Eigentümlich oder logisch? Es ist ein Mann namens Santiago, der auftaucht und sie akzeptiert, wie sie ist. Er weckt sie und stärkt sie rein durch seine Physis stärkt, sich selbst zu heilen.
Clara Sola, die Alleinige, die Gefangene ihrer selbst, beginnt die Zwänge, die Bevormundung und geschürten Erwartungen abzulegen und sich gegenüber der Mutter zu emanzipieren. Ein sinnlicher Film mit Wendy Chincilla Araya als Clara. Die mehrfach ausgezeichnete Tänzerin verkörpert diese Frau, die sich befreit, phänomenal beeindruckend. Ein magisches Drama der Emanzipation.
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