King Richard USA 2021 – 145min.
Filmkritik
Ohne Projekt kein Erfolg
In der Tenniswelt wird Richard Williams wie ein Guru behandelt. Mit seinem autoritären Temperament und seinen gewagten Entscheidungen hat er es geschafft, zwei Stars des Frauentennis zu formen. Die Williams-Methode ist eine Hommage an seinen Vater, der nicht wie alle anderen war.
Zwei Töchter an die Spitze des Frauentennis zu bringen, ist eine einzigartige Leistung. Richard Williams (Will Smith) hat an seinem Plan festgehalten, den Aufstieg von zwei rohen Talenten zu fördern: Venus (Saniyya Sidney), die Älteste, und Serena (Demi Singleton), die Jüngste. Ohne jegliche Erfahrung in diesem Sport stürzte er sich mit ganzem Herzen ins Training. Das Ergebnis: ein 78-seitiger Plan für zwei aussergewöhnliche Spielerinnen. Venus hat sieben Grand-Slam-Titel. Serena hat 23 Grand-Slam-Titel. Die Operation ist ein Erfolg.
Willkommen in Compton, der Hauptstadt des Verbrechens der 90er-Jahre. «Straight Outta Compton», wie die Rapper von N.W.A sangen. Diesmal gibt es in der Stadt keinen Rap, nicht einmal ein kleines Verbrechen, sondern die Saat der Champions. In der Wiege der amerikanischen Kriminalität schlagen Serena und Venus auf einem Tennisplatz den Ball unerbittlich. Vor ihnen ihr Vater, Richard, der die Rohdiamanten poliert und die Technik seiner Töchtern mit seiner ständigen Korrektur: «Öffne die Winkel» verfeinert.
Reinaldo Marcus Green - Regisseur des wenig bekannten, aber ausgezeichneten «Monsters and Men» - präsentiert keine Filmbiografie über die Williams-Schwestern, sondern über die Erfolge ihres Vaters. Die Geschichte befasst sich mit den Besonderheiten seines Trainingsprogramms, das Superstars ausbilden soll, ohne sie auszubrennen. Immer wieder taucht das Beispiel von Jennifer Capriati auf: die Tennisspielerin, die wie eine Kanone im Profigeschäft aufschlug, um dann von den Drogen verschlungen zu werden.
Richard hat eine starke Ausdauer in seinen Ideen. Es ist vor allem seine Autorität und seine Fähigkeit, niemals von seinem Ziel abzuweichen. Er hält sich genau an den Plan. Alles muss buchstabengetreu befolgt werden, und niemand darf sich in den Weg stellen. Die renommierten Trainer konnten der eisernen Hand dieses Vaters nichts entgegensetzen.
Es sei daran erinnert, dass die Williams-Schwestern ausführende Produzenten sind. Dies schränkt den Handlungsspielraum ihrer schauspielerischen Leistung ein. So ist das zwar keine Hagiographie, aber das Porträt im Film ist etwas aufgeweicht: Richard Williams ist für seine Wutausbrüche bekannt. Hier werden sie nur an der Oberfläche hervorgerufen. Und während der Film die Schwächen des Vaters nicht verschweigt, spricht er auch die Mutter Oracene Williams (Aunjaune Ellis) an. Sie ist darüber verärgert, dass ihr Mann glaubt, er sei allein für den Erfolg seiner Töchter verantwortlich. Aber wenn es einen Aspekt gibt, der hervorzuheben ist, dann ist es die Kühnheit- oder vielleicht Rücksichtslosigkeit?- von Richard Williams.
Er lehnt Verträge ab und sieht sich mit Agenten konfrontiert, die astronomische Summen für ein 14-jähriges Mädchen bieten - Dennoch bleibt er unnahbar. Er gehört zu den Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie im Recht sind. Eine Anekdote, die übrigens im Film nicht erwähnt wird, ist dass Richard Williams beschloss, seine Familie in Compton anzusiedeln. Warum? Weil die grossen Champions aus den amerikanischen Ghettos kommen. Eine harte Kindheit, um es an die Spitze zu schaffen.
Letztendlich krankt der Film an einem klassischen und allzu konventionellen Ansatz. Der Film wagt sich nie über die Grenzen der Filmbiografie hinaus, will inspirierend sein und schafft es nie, einen Schritt weiter zu gehen und den Film über das Sportdrama hinaus zu bringen. «Foxcatcher» hat es im Gegenzug geschafft, eine viel düsterere Geschichte zu konstruieren. Dennoch ist es interessant, Will Smith auf der grossen Leinwand zu sehen.
Es ist unvermeidlich, sich den Film als Sprungbrett für Auszeichnungen und Preise für Smiths Leistung anzugucken. Vielleicht liegt genau darin das Problem: Dieser Film scheint darauf geeicht zu sein, Preise zu sammeln.
Übersetzung aus dem Französischen von Sven Papaux durch Alejandro Manjon
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Kommentare
„King Richard“ schildert den unglaublichen Aufstieg einer schwarzen Familie in die weisse Welt des Damentennis. Daraus wurde kein typischer Sportfilm, sondern ein Mix aus Charakterstudie, Rassismus, sozialen Ungerechtigkeiten und familiärem Druck. Will Smith begeistert mit der wohl vielschichtigsten Schauspielleistung seiner Karriere. Trotz einer stellenweise zu märchenhaften Inszenierung ist der Film ist ein Meisterwerk.… Mehr anzeigen
Sehr gelungenes Biopic über den ehrgeizigen Vater der Williams-Schwestern und deren gemeinsamen Weg zu Tennis-Profis. Deren aussergewöhnlicher Werdegang wird hier eindrücklich und ergreifend gezeigt, sodass nie Langeweile aufkommt. Die wohl beste Rolle von Will Smith bisher, wofür es auch eine Oscar-Nomination gab.
8/10… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 2 Jahren
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