La Ligne Belgien, Frankreich, Schweiz 2021 – 104min.
Filmkritik
Unerreichbare Idylle
Bereits 2022 im offiziellen Wettbewerb der Berlinale setzte Ursula Meier mit «La Ligne» ihre Erforschung von Familienbeziehungen fort, so komplex und gewalttätig sie auch sein mögen. Jetzt erscheint der Film in den Schweizer Kinos.
Die 35-jährige Margaret hat eine Vergangenheit mit gewalttätigem Verhalten, das sie eine Liebesbeziehung gekostet hat. Nun lebt sie wieder bei ihrer Mutter Christina, einer gebrechlichen 55-jährigen Frau, die Margaret, ihrem ersten Kind, die Schuld daran gibt, dass sie ihre Träume und ihre Karriere als Pianistin ruiniert hat. Während eines Streits und in einem Zustand ungezügelter Wut schlägt Margaret ihre Mutter. Das Gesetz greift ein und verkompliziert die festgefahrene Familiendynamik weiter. In Erwartung ihres Prozesses ist es Margaret untersagt, mit ihrer Mutter in Kontakt zu treten oder sich ihrem Haus auf weniger als 100 Meter zu nähern. Also positioniert sich Margaret jeden Tag an dieser 100-Meter-Schwelle, um ihre 12-jährige Schwester Marion zu besuchen und ihr Musikunterricht zu geben.
Bereits in ihrem Debüt «Home» hat die französisch-schweizerische Regisseurin Ursula Meier komplexe Familienstrukturen anhand eines klar abgesteckten Raums (damals einem trotzig verteidigten Haus an der Autobahn) analysiert, nun verbannt sie ihre Protagonistin hinter «La Ligne».
Im Zentrum des Films steht die hitzköpfige Margaret, die sich nach einem gewalttätigen Streit mit ihrer Mutter ihrem Elternhaus nur noch auf 100 Meter nähern darf – eine blaue Linie zeigt die Grenze an. Meier erzählt mit emotionaler Dichte und feinem Humor von der Sehnsucht nach Geborgenheit und vor allem Stéphanie Blanchoud und Valeria Bruni Tedeschi brillieren als ungleiches Tochter-Mutter-Gespann in diesem Konflikt mit Mindestabstand.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung