Ninjababy Norwegen 2021 – 103min.

Filmkritik

Ein Kind aus dem Hinterhalt

Filmkritik: Teresa Vena

Kann es sein, dass der Fruchtsaft, den Rakel (Kristine Kujath Thorp) direkt aus der Packung trinkt, etwas ranzig schmeckt? Für ihre Mitbewohnerin Ingrid (Tora Christine Dietrichson) ist es nur einer von mehreren Hinweisen dafür, dass mit Rakel etwas nicht stimmt, genauso wie die Gewichtszunahme und die grösseren Brüste.

Könnte sie schwanger sein? Sicher nicht, meint Rakel. Doch der Schwangerschaftstest sagt etwas anderes und die Ärztin bestätigt, dass sie bereits im siebten Monat ist. Rakel bleibt nichts anderes, als das Kind auszutragen, doch weiss sie, dass sie nicht bereit ist, Mutter zu werden. Dafür ist ihr ein selbstbestimmtes Leben mit Feiern, zwanglosem Sex und vor allem ihre Karriere als Comiczeichnerin zu wichtig. Gemeinsam mit ihrem aktuellen Freund Mos (Nader Khademi), der nicht der Kindsvater ist, und dem tatsächlichen Erzeuger Are alias «Jesus-Pimmel» (Arthur Berning) lotet sie daher die verschiedenen Möglichkeiten aus, wobei eine Adoption die sinnvollste Lösung scheint.

Die Mischung aus Coming-of-age-, Emanzipationsgeschichte und Gesellschaftssatire basiert auf einem Comic der Norwegerin Inga H. Sætre, den Yngvild Sve Flikke mit einigen Modifikationen für die grosse Leinwand adaptiert hat. Sie hat beispielsweise aus der eigentlich minderjährigen Protagonistin eine Anfang Zwanzigjährige gemacht, was dem Stoff einen entscheidend anderen Charakter gibt. Auch wenn Rakel in vielen Aspekten eher unreif ist, kennt sie, zumindest weitgehend, die Anforderungen und Pflichten, die das Leben stellt. Ebenso hat sie das nötige Selbstbewusstsein, auf ihren eigenen Bedürfnissen zu bestehen. Deswegen unterscheidet sich der Film auch markant von dem oft vergleichend zitierten «Juno» (2007) von Jason Reitman, der eine kindlich-naiven Ton setzt. In Bezug auf die Grundthematik positioniert sich «Ninjababy» zwischen «Juno» und dem ernsten Drama «Never Rarely Sometimes Always» (2020) von Eliza Hittman, doch an die Authentizität und Eindringlichkeit des letzteren kommt «Ninjababy» nicht heran.

Im Gegensatz zu beiden Filmen fällt «Ninjababy» mit seiner direkten, oft doch recht vulgären Sprache auf. Es geht viel um Sex und um das Sprechen darüber. Dies wirkt bemüht, fast konstruiert, genauso wie der vermeintlich ungehemmte Umgang mit gewissen gesellschaftlichen Normen, wobei die Szene im Adoptionsvorbereitungskurs, in den sich Rakel einschleicht und mit einigen wenigen, gezielten Fragen die rassistische Haltung der Anwesenden entlarvt, als Höhepunkt gelten kann. Wirklich lustigste Dialoge entstehen zwischen Rakel und ihrem imaginierten Säugling. Genauso wie das Kind für Rakel urplötzlich in ihrem Bauch erscheint – es hat sich wie ein unsichtbarer Ninja herangeschlichen –, huscht das, ziemlich hässliche, animierte Ninjababy vor Rakels Augen hin- und her. Vorwitzig kommentiert es das Aussehen seines biologischen Vaters. Doch vor allem gibt es einen Vorgeschmack auf die unbequemen Fragen, die das Kind einmal stellen könnte.

Auch wenn der Film mit einzelnen amüsanten Szenen und durchaus souveränen Darstellern aufwartet, schleichen sich einige Längen ein, und insgesamt bleibt das Gefühl zurück, dass der Stoff im Grunde etwas dünn ausfällt.

24.03.2022

3

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