CH.FILM

Prinzessin Schweiz, Ukraine 2021 – 101min.

Filmkritik

Eine Passion des Helfens

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Der Titel täuscht. In «Prinzessin» geht es nicht um Lady Diana oder Sissi, sondern um ein vierjähriges Mädchen, das ihren alkoholabhängiger Onkel «heilt», das selber dreissig Jahre später drogenabhängig ist und Hilfe braucht. Ein intimes Sozialdrama des Zürcher Peter Luisi.

Verwahrlost ist noch ein milder Ausdruck für den Zustand des etwa 47-jährigen Josef (Fabian Krüger). Er lebt mit der Flasche in den Tag hinein und haust im Elternhaus mit Garten, beide gleichfalls verwahrlost. Als seine Schwester Karin (Anne Haug) mit ihrer Tochter Nina (Lia Hahne) einzieht, wird Joseph gefordert. Denn die vierjährige Mitbewohnerin interessiert sich für den Mann, der sich aufgegeben hat. Seine Lebensgeister werden wieder geweckt, und der «Alki» mutiert zum «guten Onkel». Sie wird seine «Prinzessin». Er scheint auf «trockenem» Weg. Doch ein Rückfall, bei dem Nina verletzt wird, führt zum Bruch. Vor der Trennung von seiner Nichte, mit der er Freundschaft geschlossen hat. schwört Josef: «Ich bin immer für dich da.»

35 Jahre später ist er gefordert. Bei der Beerdigung seiner Schwester erfährt Josef (Matthias Habich), nunmehr 82 Jahre alt, dass seine Nichte Nina (Johann Bantzer) in der Ukraine festsitzt. Sie hat sich seit Jahren als Junkie durchgeschlagen und vegetiert nun im Knast. Er erinnert sich an sein Versprechen und macht sich, bewaffnet mit einem Bündel Schweizer Franken, auf die Reise. Er will Nina erlösen, heisst «befreien».

Und damit beginnt der zweite Teil des Dramas «Prinzessin», das in Folge kippt und zu einem halbherzigen Thriller wird. Dieser Rettungstrip in die Ukraine ist mit Krimi-Klischees gepflastert und verliert an Spannung – und Glaubwürdigkeit. Von diesem Bruch erholt sich das Drama nicht, das sehr einfühlsam und intim beginnt. Es klafft eine zu grosse Lücke zwischen guter Absicht und Verwirklichung. Die Ukraine wird zum schmuddeligen Schauplatz eines verkorksten Lebens (Nina). Daran können auch die exzellenten Mimen Matthias Habich und Johanna Bantzer nicht viel ändern.

Hervorzuheben ist vor allem die vierjährige Darstellerin Lia Hahne, die als aufgeweckte Nina, die keine Vorurteile kennt, ihren Onkel ins Herz schliesst. Eine Entdeckung! Seinen empathischer Film «Prinzessin» versteht Peter LuisiFlitzer», «Der Sandmann») als modernes Märchen. Ein Plädoyer für Sucht und deren Überwindung, Liebe und Hoffnung. Eine gute Absicht und ein Sozialdrama, die am Ende unter den Erwartungen bleibt, nicht inhaltlich, sondern in der dramatischen Umsetzung.

11.04.2022

3.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

In halbherzigen Thriller gekippt, schreibt die CinemanFilmkritik.
Oder doch eher in vielschichtigen Psychothriller?
Ein Lehrstück, Sympathien und Antipathien nicht endgültig zu ver(ur)teilen....


Patrick

vor 2 Jahren

Die erste Hälfte des Dramas handelt von einer Prinzessin die das Leben noch vor sich hat,die ihrem versoffenen Onkel irgendwie Hoffnung gibt.Die 2.te Hälfte des Dramas handelt sich um eine Prinzessin die ihr Leben voll vergeigt hat,und einem Onkel der für die Prinzessin kämpft.Das ganze wird mit kalten & trostlosen Bildern inszeniert.(Achtung ab jetzt könnte ein Spoiler folgen daher mit Vorsicht weiter lesen!)Aber das Filmende wo die Prinzessin in einer Warengondel in eine quasi besser Zukunft fährt gibt wiederum Hoffnung,so können Filme über Prinzessin Enden.Fazit:Bewegendes Drama.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 2 Jahren


chrisa7475

vor 2 Jahren

Toller Film, der unter die Haut geht. Immer wieder Spannung und Drama, sehr gut gespielt, tolle Leistung der Schauspieler.


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