The Mauritanian Grossbritannien, USA 2021 – 130min.
Filmkritik
Die Suche nach einem Sündenbock
Basierend auf einer wahren Geschichte zeigt «The Mauritanian» die extremen Foltermethoden auf, mit denen die USA nach den Attacken vom 11. September Gefangene auf der Militärbasis Guantánamo Bay in Kuba behandelte. Aber mit seinem Fokus auf der Misshandlung verschwendet der Film seine Starbesetzung.
Mohamedou Ould Slahi (Tahar Rahim), ein junger Mann aus Mauretanien, wird wenige Monate nach den Terroranschlägen vom 11. September von der CIA wegen des Verdachts festgenommen, die Verantwortlichen für die Attacke in New York rekrutiert zu haben. Als er schliesslich auf der Militärbasis Guantánamo Bay in Kuba landet, wo die USA unter Präsident George W. Bush alle mutmasslichen Terroristen festhielt, ist er weit weg von den Augen der Justiz und wird mit täglichen Verhören und unvorstellbarer Grausamkeit gefoltert. Aber Slahi kämpft für sein Recht auf einen Gerichtsprozess, was ihn mit der Menschenrechtsanwältin Nancy Hollander (Jodie Foster) und deren Assistentin Teri Duncan (Shaileen Woodley) zusammenbringt. Ohne zu wissen, welcher Tat Slahi eigentlich angeklagt wird, versuchen sie, ihm einen Gerichtsprozess zu verschaffen, bei dem das Team mit dem Militärstaatsanwalt Stuart Couch (Benedict Cumberbatch) konfrontiert wird.
Regisseur Kevin Macdonald (The Last King of Scotland) ist für die Verfilmung des Drehbuchs, geschrieben vom Peabody Award Gewinner und Journalisten Michael Bronner, basierend auf Slahis Autobiografie «Guantànamo Diary», verantwortlich. «The Mauritanian» erinnert uns an die Zeit, als die USA unter dem Patriot Act hunderte von möglichen Terroristen auf Kuba festhielten, ohne ihnen jegliche Rechte zu gewähren. Der Film zeigt eindrücklich die Folterpraktiken, die Slahi über sich ergehen lassen musste. Von der Wasserfolter über Schlafentzug bis zur sexuellen Nötigung werden wir Zeuge all der Gräueltaten, denen Kriegsgefangene ausgesetzt werden. Der Film ist stark, wenn er sich auf Slahis Erfahrungen konzentriert und Rahim spielt den jungen Mann aus Afrika, der sich während 14 Jahren Haft nie entmutigen liess, grossartig.
Weniger überzeugend sind die Szenen, die nicht in Slahis Autobiografie zu finden sind. Foster kriegt als engagierte Menschenrechtsanwältin viel zu wenig zu tun. Die Motivation der Anwältin, diesen Fall anzunehmen, oder der Grund für ihr anfängliches Mistrauen dem Angeklagten gegenüber, lässt sich nur erahnen und auch wenn die wahre Frau Hollander eine graue Pagenfrisur hatte, Fosters Perücke sieht nie aus, als gehörte sie wirklich zu ihrem Körper. Viel zu lange sehen wir Foster, Woodley und Cumberbatch über Cartonschachteln voller zensierter Unterlagen schmoren, ohne dass dies der Charakterentwicklung oder dem Verlauf der Geschichte förderlich wäre. Und als Slahi schliesslich vor einen Richter tritt, werden wir sogar um den grossen Showdown der Rechtsanwälte gebracht. Da sehnen wir uns doch nach so grossem Kino wie uns das Rob Reiner mit «A Few Good Men» lieferte, ein Film, der uns die dubiosen Machenschaften auf der Militärbasis in Kuba ganz ohne die Darstellung der Brutalität vermittelt und in dem die Rededuelle zwischen Anwalt und Zeugen spannender sind als die Action der Folter. Ironischerweise findet eine der besten Szenen des Films denn auch nach seinem Ende statt, während der Abspann über die Leinwand flimmert. Sie zeigt, dass auch die schrecklichsten Gräueltaten der Welt den Mut und Lebenswillen eines Menschen nicht auslöschen können.
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Kommentare
Die Brutalität des Films steigert sich -
und am brutalsten dann wieder mal der Abspann / die Wirklichkeit....
Sehr bewegend und extrem wichtig, dass dies ans Licht der Öffentlichkeit gelangt resp. im Bewusstssein der Öffentlichkeit (erhalten) bleibt.
Zuletzt geändert vor 3 Jahren
"The Mauritanian" zeigt die Rechtlosigkeit und und die Unmenschlichkeit von Guantánamo in bedrückender Weise auf. Stark besetzt (u.a. Jodie Foster, Benedict Cumberbatch) weiss der Film mit teilweise schon fast dokumentatorischen Bildern zu erschüttern.
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