Qui rido io Italien, Spanien 2021 – 133min.
Filmkritik
Der Sonnenkönig
Dieses laute und turbulente Epos erzählt von einer an sich gar nicht so ungewöhnlichen italienischen Familie, in der es um emotionale Erpressung, Opferbereitschaft und die, schon fast religiöse, Verehrung einer ambivalenten Vaterfigur geht. Ganz nebenbei hat die Familie einige der bedeutendsten Schauspieler und Autoren Italiens hervorgebracht.
Der Neapolitaner Eduardo Scarpetta (Toni Servillo) ist Anfang des 20. Jahrhunderts einer der einflussreichsten Schauspieler und Theaterintendanten Italiens. Seine burlesken Komödien sind beim Publikum sehr beliebt, von den Kritikern und Literaten werden sie allerdings als trivial belächelt. Der Autor Gabriele d'Annunzio (Paolo Pierobon) nimmt ihn angeblich genauso wenig ernst und überlässt ihm die Rechte an einem seiner Dramen zur satirischen Überarbeitung. Doch kurz darauf klagt er ihn des Plagiats an. Dieser Konflikt wird Scarpettas Stellung nur noch festigen, wirft aber die Frage nach seiner Nachfolge auf, die wegen des komplexen Geflechts aus ehelichen und unehelichen Kindern gelinde gesagt heikel ist.
Mit diesem mehr als zweistündigen Epos inszeniert der italienische Regisseur Mario Martone opulent und mit einem charismatischen Toni Servillo («La grande bellezza») in der Hauptrolle ein wichtiges Stück italienischer Geistesgeschichte. Auf humorvolle Weise bringt der Film einem historische Figuren nahe, die man vermutlich ins einzelne gehend selbst in Italien nicht kannte, aber deren Bedeutung für den italienischen Film und die Literatur der Nachkriegszeit in der Folge einem unmissverständlich klar wird.
«Qui rido io» ist darüber hinaus ein existentielles Drama über Identität, Würde und Familienehre, das dank des dichten Drehbuchs und vor allem der durchweg souveränen Leistung der Besetzung nie schwerfällig oder sentimental wirkt.
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