Réduit Schweiz 2022 – 82min.
Filmkritik
Der Welt den Rücken kehren
«Réduit» von Regisseur Leon Schwitter erzählt von der Abgeschiedenheit, in die sich ein Vater mit seinem Sohn begibt. Doch letzterer weiss nicht, dass das Wochenende in den Bergen eine Flucht vor der Aussenwelt ist. Ein geheimnisvoller, schleichend unbehaglicher Film.
Ein geschiedener Vater nimmt sich mit seinem Sohn eine Auszeit in den Bergen. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem entspannten Wochenende in einer abgelegenen Waldhütte aus. Sie gärtnern und wandern zusammen, schnitzen sich Pfeil und Bogen und geniessen die unberührte Natur. Doch nach und nach wird klar, dass Vater Michael nicht vorhat, seinen Sohn Benny wieder zu seiner Mutter und damit in die Zivilisation zurückzubringen.
«Réduit» – das Spielfilmdebüt des Aargauer Filmemachers Leon Schwitter erzählt die Geschichte eines Preppers. Also eines Menschen, der bewusst der technisierten Welt abgeschworen hat, um abseits globaler Krisen alleine in der Natur zu überleben. Der Vater trifft diese Entscheidung aber hier nicht nur für sich, sondern auch für seinen kleinen Sohn, indem er ihn in die Isolation manipuliert.
Obwohl es gewisse Ähnlichkeiten zum Schweizer Aussteigerfilm «Jill» von 2021 gibt – auch hier zwingt ein Vater seinen Selbstversorger-Traum der Familie auf – kommt Schwitters Geschichte unaufgeregter und mit mehr Raum für eigene Gedanken daher. Hier steht nicht die schwelende Eskalation im Zentrum des Geschehens, sondern wie sich die konfliktreiche Vater-Sohn-Beziehung langsam umkehrt.
Die Klaviatur an verschiedenen Emotionen ist vor allem im zurückhaltenden Spiel des jungen Darstellers Dorian Heiniger beeindruckend. Darüber hinaus überzeugen die eindrücklichen Landschaftsaufnahmen der vom Nebel verhüllten oder schneebedeckten Berge und Wälder sowie ein offenes Ende.
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