Everybody Hates Johan Norwegen 2022 – 93min.
Filmkritik
Die schrullige Liebe eines zärtlichen Riesen
Johans Eltern sprengen im Zweiten Weltkrieg in Norwegen Brücken. Johan selbst macht als Erwachsener in den USA Karriere als Sprengmeister. Doch sein Herz hängt an seiner Heimatinsel und seinem Wildpferd Ella. Hallvar Witzø erzählt in seinem Spielfilmerstling die tragikomische Lebensgeschichte eines Sonderlings mit zarter Seele.
Johan Grande erlebt als Kind, wie seine Eltern beim Versuch, eine vor der Insel Frøya treibende Mine zu entschärfen, ums Leben kommen. Fortan wächst er bei Tante und Onkel im Leuchtturm auf. Doch die Faszination für Explosionen liegt ihm im Blut. Sie verlässt ihn auch dann nicht, als seine Freundin durch eine Fehlzündung verstümmelt wird und er nach Jahren wegen einer achtlos weggeworfenen Stange Dynamit im Knast landet.
Der Norweger Hallvar Witzø erzählt in seinem ersten Spielfilm die von komischen Unfällen geprägte Lebensgeschichte eines Aussenseiters. Der Film spielt in der herb-schönen Landschaft der Nordmeerinsel Frøya und hat einen Hang zu schwarzem Humor und bissiger Lakonie, die an die Filme von Monty Python erinnert.
Johan ist ein Nachkomme der zur Wikingerzeit ersten auf Frøya gelandeten Siedler:innen. Seiner Familie gehört deshalb das schönste Stück Land auf der Insel. Das mag den Filmtitel teilweise erklären. Ein anderer Grund mag sein, dass der im Erwachsenenalter von Pål Sverre Hagen gespielte Johan mit einer Grösse von fast zwei Metern ein bärenstarker Hüne und im Auftreten eher schroff ist.
Doch der Drehbuchautor Erlend Loe hat Johan nicht nur Pech und Pannen in die Biografie geschrieben, sondern auch eine lebenslang zärtliche Liebe. Ausserdem hat er ihm mit der 69-jährigen Wildpferdstute Ella das garantiert älteste Pferd der Filmgeschichte zur Seite gestellt. Das verpasst «Everybody Hates Johan» eine humane Note und macht ihn absolut sehenswert.
Dein Film-Rating
Kommentare
Schöne Landschaftsbilder. Bei der Story hätte ich mir ein bisschen weniger Drama und ein bisschen mehr "feel good" gewünscht. Bin aber trotzdem froh den Film gesehen zu haben.
Menschen können gemein sein:
Einfach so, quasi aus Tradition, weil nicht anders gewusst;
oder aus Prinzipienreiterei, wenn kein 'Vorteil im Spiel' gegeben wird, sondern stur Paragrafen durchgesetzt, bürokratisch, auch gegen Sinn und Geist des Gesetzes;
oder durch Missbrauch durch Amt und Macht (insofern Dynamitstange NICHT achtlos weggeworfen...).
Traurig, wenn Gemeinheit aus Liebe ausgeübt wird.
Manche Szenen subtil, nicht dick aufgetragen, viele erfrischend grotesk.
Gegen Ende schrammts aber oft nah an Schmonzette.
Spannend, aufs Norwegische zu hören, manchmal erstaunlich verständlich.… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 4 Monaten
Es ist wirklich so, dass Norweger Schweizerdeutsch und Schweizer Norwegisch sehr schnell lernen
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