Der Beste Film aller Zeiten Argentinien, Spanien 2021 – 114min.

Filmkritik

Gesunder Wettbewerb

Filmkritik: Teresa Vena

Die angesagteste Regisseurin Spaniens soll mit den beliebtesten Schauspielern des Landes den besten Film inszenieren. Das Problem ist aber, dass sich Iván und Félix nicht ausstehen können. Mariano Cohn und Gastón Duprat machen sich in ihrer mitreissenden Komödie über den Filmbetrieb und seine Akteure lustig.

Etwas schaffen, wofür einen die Nachwelt in Erinnerung behalten wird? Zu seinem 80. Geburtstag entscheidet sich der wohlhabende Besitzer eines Pharmaunternehmens Humberto Suárez (José Luis Gómez) ausgerechnet für die Produktion eines Films. Er sichert sich die Rechte am auflagestärksten Roman eines Nobelpreisträgers und engagiert mit Lola Cuevas (Penélope Cruz) die angesagteste Regisseurin Spaniens. Cuevas verpflichtet ihrerseits die beliebtesten Schauspieler des Landes: Félix Rivero (Antonio Banderas), der das Kino und Fernsehen vertritt, und Iván Torres (Oscar Martínez), Theaterdarsteller. Die Männer kennen sich, haben aber noch nie gemeinsam gedreht. Mögen tun sie sich auch nicht gerade, und jeder von ihnen glaubt natürlich, der Bessere von den beiden zu sein. Für Cuevas ist diese Rivalität eine optimale Voraussetzung für die Rollen der sich konkurrenzierenden Brüder, die sie spielen sollen. Trotzdem setzt sie mit eigenwilligen Massnahmen alles daran, dass sie sich im Vorfeld der Dreharbeiten besser kennen- und verstehen lernen.

Es sind genau diese Methoden, dieser immersive Prozess, sich auf fiktive Charaktere und Spielpartner einzulassen, über die sich der Film mokiert und die er auf die Spitze treibt. Die Darsteller müssen körperlich die Emotionen wie Angst und Wut verspüren, die sie auch spielen sollen. Deswegen lässt die Regisseurin einen Felsbrocken über ihre Köpfe balancieren oder fesselt sie in Klarsichtfolie aneinander, während sie ihre Preise und Auszeichnungen zerstört. Das argentinische Regie-Duo Mariano Cohn und Gastón Duprat greift alles an, was sie im Filmbetrieb als Eitelkeiten und Schaumschlägerei ansehen. Von beidem haben die Figuren einiges zu bieten. Penélope Cruz spielt Lola Cuevas als exzentrische, von aussen betrachtet vermeintlich selbstbewusste, aber innerlich ziemlich unsichere Persönlichkeit. Antonio Banderas scheint sich sichtlich in der Rolle des machistischen Draufgängers mit schnellem Wagen und Erfolg bei Frauen zu gefallen, und Oscar Martínez beweist als eingebildeter Intellektueller einmal mehr sein Talent für trockene Komik.

Selbst das Gebäude, in dem sich die drei für die Proben zusammenfinden, wirkt in seiner luxuriösen Ausstattung und Grösse aufgesetzt und aufdringlich: Grüne Marmorwände, Möbel aus edlen Hölzern, grosszügige Terrassen. Die verschwenderische Leere des Ortes korrespondiert mit der Oberflächlichkeit der Figuren und des zu inszenierenden Stoffes. «Der Beste Film aller Zeiten» hat die Form eines Kammerspiels, das die Regisseure dicht und präzise komponiert haben. Sie evozieren eine stellenweise klaustrophobische Atmosphäre, die zusätzlich die weltfremde, egozentrische Blase des Filmgeschäfts repräsentieren soll.

Cohn und Duprat haben sich bisher in all ihren Filmen mit dem kreativen Prozess auseinandergesetzt. Erst ging es um Bildende Kunst in «El artista», um Architektur in «El hombre de al lado» und um Literatur in «El ciudiadano illustre». Im Vergleich zu diesen, alle auf ihre Art Meisterwerke des schwarzen, trockenen Humors, fällt «Der Beste Film aller Zeiten» ein wenig durch seine Überdrehtheit ab, was vermutlich mit dem Zusammenprall von gleich drei exzentrischen Hauptfiguren, die alle wiederum mit sehr charismatischen Darstellern besetzt sind, zu erklären ist.



14.03.2024

4

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Kommentare

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Swifty

vor 2 Jahren

Der Trailer war weitaus spannender als der Film selbst. Gewisse Szenen waren Anfangs noch lustig, dann wurde der Film aber langwierig. Ausserdem sahen die Körper der weiblichen Darstellerinnen krankhaft dünn aus. Keine guten Vorbilder.


as1960

vor 2 Jahren

Der deutsche Titel "DER BESTE FILM ALLER ZEITEN" kommt einem schon sehr gewagt vor wenn man "Official Competition" gesehen hat... Leider ist dies das einzige Wagnis.... Ich hätte mir eine bitterböse Satire über das Filmbusiness und eine gnadenlose Abrechnung mit den Eitelkeiten der Protagonisten erhofft. Trotz starker Besetzung ist es eine seichte, harmlose und deshalb zu lange Komödie geworden.Mehr anzeigen


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