Couleurs de l'incendie Frankreich 2022 – 135min.

Filmkritik

Europa, rot gestrichen

Filmkritik: Eleo Billet

Der zweite Teil der Trilogie nach den preisgekrönten Romanen von Pierre Lemaitre um eine Familie in der Zwischenkriegszeit, «Die Farben des Feuers», handelt von der akribischen, aber wenig bemerkenswerten Rache einer gefallenen Erbin an den Männern, die sie betrogen haben.

Die Finanzwelt bereitet sich auf den Crash von 1929 vor, als Madeleine Péricourt (Léa Drucker) ihren Vater, die Stütze der Familie, verliert und sein Imperium erbt. Die Aasgeier offenbaren sich, darunter ihr rücksichtsloser Onkel (Olivier Gourmet), ein ehrgeiziger pädokrimineller Journalist (Alban Lenoir) und sein ebenso cholerischer wie manipulativer Berater (Benoît Poelvoorde), die nicht zögern, sie und ihren Sohn bis in den Ruin zu treiben. Madeleine bleibt allein zurück und versucht, sich wieder aufzubauen. Während der Faschismus Europa bedroht, schwört sie Rache.

«Couleurs de l'incendie» ist eine ehrgeizige französische Produktion eines historischen Stoffes mit feministischen Bestrebungen, die sich in das zeitgenössische Bestreben einreiht, den europäischen Produktionen neuen Schwung zu verleihen, sich jedoch nicht neu erfinden kann. Die renommierte, manchmal aber schlecht abgestimmte Besetzung und die sorgfältige Wiedergabe des Paris der frühen 30er Jahre formen ein Werk, das von dieser fernen und fantastischen Zeit erzählen will, aber Mühe hat, in die Kämpfe seiner wohlhabenden Heldinnen einzutauchen und die Nebenfiguren zu verfeinern.

Obwohl Clovis Cornillac vor der Kamera, hier als Madeleines Liebhaber, talentierter ist als hinter der Kamera, begeistert er bei vielen Gelegenheiten. Dies beginnt bereits mit der Eröffnungssequenz, in der die zerrütteten Beziehungen mit großer Raffinesse dargestellt werden. Schade, dass er sich dann der Dialoglastigkeit von Pierre Lemaitre und einer gedämpften Inszenierung hingibt, die es versäumt, den organisierten Verrat und seine Vollendung als ein Netzwerk zu charakterisieren, von dem sich Madeleine nur um den Preis der Selbstzerstörung befreien konnte. Der anschließenden Rache fehlt es somit an Katharsis, zumal einige Antagonisten und ihre Darsteller, insbesondere Benoît Poelvoorde, immer grotesker werden, je mehr ihr Plan scheitert.

Zugegeben, «Couleurs de l'incendie» leidet unter denselben narrativen Stolpersteinen wie sein Vorgänger «Au revoir là-haut» (2017), ohne von der Vision Dupontels zu profitieren. Aber er erweist sich in seinem zweiten Teil mit der Entwicklung der Figur von Léa Drucker und den politischen Wirren als spannende Fabel und hält genügend stilistische Überraschungen bereit, um ein ansprechendes Finale aufzubauen.

Übersetzung aus dem Französischen durch Maria Engler

03.04.2023

3

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