Fogo-Fátuo Frankreich, Portugal 2022 – 67min.

Filmkritik

Die Feuerwehr brennt

Filmkritik: Maxime Maynard

Mit «O Fantasma» (2000) und «O Ornitologo» (2016) ist der portugiesische Regisseur João Pedro Rodrigues zu einer Kultfigur des Queer Cinema geworden. Nun präsentiert er «Fogo-fátuo», eine weitere visuelle Fantasie, die in einen einzigartigen Traum eingebettet ist.

Im Jahr 2069, an der Schwelle des Todes, erinnert sich seine königliche Hoheit Alfredo an die fernen Zeiten seiner Jugend. Aus einer, von seinen Eltern unverstandenen, Überzeugung heraus meldet er sich als freiwilliger Feuerwehrmann, um bei der Bekämpfung der Flammen, die das Land in Brand setzen, zu helfen. Während seiner Ausbildung lernt er den attraktiven Afonso kennen. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden jungen Männern eine Anziehungskraft.

Die Würdigung der männlichen Körperform, die sich schon immer durch die Filmografie von João Pedro Rodrigues zog, findet in «Fogo-fátuo» einen königlichen Platz. Die allgegenwärtige sexuelle Begierde rhythmisiert den Film mit subtilen Untertönen, die mehrmals explizit auf der Leinwand gezeigt werden. 70 Minuten männliche, holprige und oft skurrile Erotik, die auf Kosten einer letztlich nebensächlichen Geschichte geht. In der Tat dürfte es sehr schwer sein, den Sinn und Zweck des Werks zu verstehen. Ökologie, Rassismus, Antikolonialismus, Monarchie: Der Regisseur springt in einem Schmelztiegel der Genres von einem Thema zum anderen.

Trotz unterschiedlicher Stile von der poetischen Komödie bis zum Musikdrama gelingt es João Pedro Rodrigues dennoch, eine gewisse Konsistenz zu bewahren. Als selbsternannte «musikalische Fantasie» versucht sich der Film mit angenehmen portugiesischen Melodien am Chanson und endet, wie jeder gute portugiesische Klassiker, mit einer Fado-Melodie. Und während spannende Tanzeinlagen unterhalten, ohne zu berühren, ist es vor allem die schauspielerische Leistung, die das Werk faszinierend macht. Ein Abendessen mit der Familie, das zu einer Theaterbühne wird, ist besonders interessant und durchbricht mehrmals die vierte Wand.

Leider vergisst der Filmemacher, seine Figuren weiterzuentwickeln, während er sein einzigartiges Werk zu sehr ausdifferenziert. Alfredo (Mauro Costa) und Afonso (André Cabral) lieben sich, aber obwohl die Sinnlichkeit und der Genuss ihrer körperlichen Beziehung dies bezeugen sollte, hält ein völliger Mangel an emotionaler Tiefe das Publikum auf Distanz. Die körperliche Liebe entspringt zwar echten Gefühlen, aber auf der Leinwand bleibt nur ein erotisches Vergnügen ohne eine wirklich spürbare Chemie.

Mit «Fogo-fátuo» präsentiert João Pedro Rodrigues ein sinnliches Werk, das sich visuell auf eine dominante männliche Körperästhetik konzentriert. Und auch wenn die Bedeutung des Films fraglich bleibt, fasziniert er dennoch durch seine künstlerische Ausdruckskraft, die an eine Performance grenzt.

Übersetzung aus dem Französischen durch Maria Engler

17.04.2023

3

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