Für immer Sonntag Schweiz 2022 – 85min.
Filmkritik
Die harte Arbeit des Ruhestands
Als Rudi zu seiner letzten Geschäftsreise aufbricht, merkt sein Sohn Steven, dass er nicht viel über seinen Vater weiss, der meistens wegen seiner Arbeit abwesend ist. Mit der Kamera in der Hand beschliesst er, seinen Vater bei dem heiklen Übergang in den Ruhestand zu begleiten.
Als Steven klein war, hatte er kaum Kontakt zu seinem Vater. Rudi war ein typischer Babyboomer, ein erfolgreicher Berufstätiger, der sich auf seine Frau zu Hause verlassen konnte. Dennoch als er sich nach 43 Jahren auf die Rente vorbereiten muss, wird ihm klar, was der Ruhezustand eigentlich bedeutet.Und zwar sieht dieser nicht aus wie ein ewiger Urlaub am Strand, sondern ein Balanceakt zwischen seiner neuen Situation und seinen vergangenen, guten Jahren. Wie geht man mit einen Alltag ohne Termine um und lebt mit mit einer Frau zusammen, die sich daran gewöhnt hatte, allein zu leben? Steven filmt diesen Moment des Übergangs zwischen Humor und Ungewissheit.
Der Regisseur Steven Vit hat vier Jahre gebraucht, um sein Projekt zu verwirklichen, welches den Übergang seines Vaters vom Arbeitsleben in den Ruhestand begleitet. Er fand den richtigen Platz zwischen dem Blick des Regisseurs von aussen und dem des Sohnes im Herzen des Familienlebens. Seinen Vater zu filmen war auch eine Möglichkeit, sich diesem Mann zu nähern, von dem er nur seine flüchtige Präsenz kannte. Der Film ist ein Dialog zwischen den Generationen, eine Reflexion über die Bedeutung von Ehe und Verwandtschaft und zeichnet ein witziges und sensibles Porträt einer nie langweiligen Familiengalaxie.
(Visions du Réel 2022)
Übersetzung aus dem Französischen von Laura Chiarini durch Alejandro Manjon.
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