La hija de todas las rabias Frankreich, Deutschland, Mexiko, Niederlande, Nicaragua, Norwegen 2022 – 91min.

Filmkritik

Sehnsucht und Zorn eines Müllmädchens

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Laura Baumeister verbindet in ihrem Spielfilmdebüt die sozialrealistische Schilderung des Lebens um die grösste Mülldeponie Nicaraguas mit einer bewegenden Mutter-Tochter-Beziehung.

Die elfjährige Maria (Ara Alejandra Medal) und ihre Mutter Lilibeth (Virginia Sevilla) führen ein hartes Leben am Rand einer Mülldeponie. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit dem Sammeln von Müll. Der Verkauf von Hundewelpen soll Geld für die dringend nötige Reparatur ihrer Hütte einbringen. Doch als dieser Deal scheitert, muss Lilibeth ihre Tochter in einem Recyclingzentrum zurücklassen, um einen anderen Job zu finden. Hin- und hergerissen zwischen Wut und Sehnsucht macht sich das Mädchen bald auf die Suche nach der Mutter.

Die real existierende Mülldeponie «La Chureca» inspirierte Laura Baumeister zu ihrem Spielfilmdebüt. Hautnah folgt die 40-jährige Regisseurin mit beweglicher Handkamera ihrer jungen Protagonistin. Spätestens ab der Trennung von der Mutter erzählt Baumeister ganz aus deren Perspektive.

Eingebettet in die bewegende Mutter-Tochter-Beziehung, erhält das Publikum so mit Marias Erlebnissen und Begegnungen Einblick in das Leben dieser Menschen am Rand der Gesellschaft. Beiläufig werden so auch Analphabetismus angesprochen oder die gesundheitsschädigenden Folgen der Arbeit mit Elektroschrott, aber auch Kinderarbeit. Sichtbar wird mit Demonstrationen und Protesten auf den Strassen aber auch, wie die Privatisierung der Müllwirtschaft die sozialen Spannungen verschärft.

Dennoch verfällt der Film nicht in eine deprimierende Schilderung von Elend, sondern verbreitet einerseits mit seinen in kräftige Farben getauchten Bildern, andererseits auch mit poetischen Momenten und Traumsequenzen, die immer wieder den realistischen Rahmen sprengen, Hoffnung und Lebensfreude.

06.07.2023

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Der Vorfilm hat mich an einen ganz andern Film phantasieren, erwarten lassen. Ging auch ein Zytli, bis ich sah, doch, ich sitz in diesem Film. Vielleicht kam genau auch das rüber: Wir leben auf dem gleichen Planeten (in stillen Stunden auch Thema im Film mit Milchstrasse(n) und Universum, und, Exo- oder Astronauten?) - aber doch in völlig fremden Welten. Manchmal tief traurig, und dann beschämend, wenn ich dran denk, wie manche hierzulande in den social media wissen, wer schuld trägt, dass früher alles besser war, und die dann Abfall und Schrott absondern und sich in ungerechtfertigter Opferrolle suhlen...Mehr anzeigen


Yvo Wueest

vor einem Jahr

Ein kraftvoller, erschütternder Filmstart, der mit den Bildern von Kindern beginnt, die in einer riesigen offenen Mülldeponie nach verwertbarem Material suchen. In der Nähe versuchen eine alleinerziehende Mutter und ihr Kind zu überleben. Maria, die kleine Heldin des Films, ausdrucksstark gespielt von Ara Alejandra Medal, hat Träume, aber vor allem einen starken Charakter, der nicht gezähmt werden kann. Dazwischen immer wieder kleine Hunde, Welpen ... und Hoffnungslosigkeit, angesichts des Gefühls des Verlassenseins. Zum Glück auch magische Szenen (Gabo und sein "Realismo Magico" lassen grüssen), die uns ahnen lassen, dass es eine geheime Verbindung gibt, zwischen allen lebendigen Wesen.Mehr anzeigen


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