Les Cinq diables Frankreich 2022 – 97min.

Filmkritik

Reise in die Erinnerungen meiner Tante

Filmkritik: Eleo Billet

Nach ihrem erfolgreichen Debüt «Ava» im Jahr 2017 eröffnete Léa Mysius das Internationale Festival des fantastischen Films von Neuchâtel mit einer neuen wunderbaren Coming-of-Age-Geschichte über die Zerwürfnisse einer Familie, die in einer abgeschiedenen alpinen Stadt ihren Ausdruck finden. Der Film wurde zuvor in der Quinzaine vorgestellt und zeigt sich als sinnlicher Film, aus dem neue Talente hervorgehen, die es zu verfolgen gilt.

Vicky, beeindruckend dargestellt von Sally Dramé, lebt in einer relativen Behaglichkeit mit ihrer Mutter Joanne, einer Schwimmlehrerin, und ihrem Vater Jimmy, einem Feuerwehrmann. Ihr schwankender Alltag, geprägt von elterlichen Streitigkeiten, rassistischem Mobbing in der Schule und einem ausgeprägten Geruchssinn, wird durch die Ankunft ihrer väterlichen Tante Julia auf den Kopf gestellt. Das kleine Mädchen begibt sich auf olfaktorische Erfahrungen, die sie in die Erinnerungen von Julia eintauchen lassen, um zu verstehen, welche Beziehungen sie vor 10 Jahren zu ihren Eltern hatte. Doch wenn das Feuer seine Spuren hinterlässt, was bleibt dann noch zu reparieren?£

Während einige Charaktere zu wenig entwickelt sind, um mehr als nur karikaturhaft zu wirken (die traumatisierte Freundin und abgewiesene Liebhaberin, der wenig unterstützende lesbophobe Großvater, die Dorfbewohner und ihre Gerüchte), entfalten sich andere elegant dank der grossartigen Leistungen ihrer Darsteller, darunter die beiden Entdeckungen Swala Emati und Sally Dramé. Das Fantastische, das zur introvertierten und neugierigen Persönlichkeit von Vicky gehört, wird bis ins letzte Drittel gut genutzt, wo es leider dem Melodram weicht und nur als Vorwand dient, eine Variation von verpönten lesbischen Liebesgeschichten anzubieten. Das glückliche Ende wirkt erzwungen, nachdem ein Ehebruch und Selbstmordversuch gerade stattgefunden haben. Dennoch machen die irrealen Atmosphäre, der Schnitt, der das bewegende Vergangene in Szenen enthüllt, und die beeindruckenden Kulissen von Bourg-d'Oisans den Film «Les cinq diables» überaus sehenswert.

(Festival international du film fantastique de Neuchâtel 2022)

21.08.2023

3.5

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Kommentare

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thomasmarkus

vor einem Jahr

Obwohl ich im Vorfeld ein spannendes Interview mit der Regisseurin gehört hatte, bruachte ich fast die filmlänge lang, Rückblenden als solche zu erkennen - dass es dabei um Zeitreisen ging, hätte ich wissen können, realisierte es allerdings erst nach Filmende. Dann wurden die Nachinhalations-Abtaucher schlüssig - wer mit dem Film linear mitgeht, kann die Reisen als Traumsequenzen übersehen...Mehr anzeigen


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