L' ombra di Caravaggio Frankreich, Italien 2022 – 118min.

Filmkritik

Musketier der Kunst

Filmkritik: Fanny Agostino

Wenn ein grosses Budget ausreichen würde, um einen qualitativ hochwertigen Film zu produzieren, hätte Michele Placido sicherlich seine bisher beste Regiearbeit abgeliefert. «L’ ombra di Caravaggio» erzählt von den letzten Jahren des berüchtigten Malers Michelangelo Merisi. Das rasant geschnittene Halb-Biopic hätte sich selbst aber weniger ernst nehmen sollen.

Im Jahr 1609 befindet sich der berühmte römische Maler mit dem Spitznamen il Caravaggio auf der Flucht. Da er des Mordes beschuldigt wird, versteckt er sich in Neapel – mit massgeblicher Hilfe der Marquise Colonna (Isabelle Huppert). Doch der Kirchenstaat hat nicht vor, den Künstler, der einst Prostituierte in Jungfrauen und Leprakranke in Heilige verwandelte, entkommen zu lassen.

In der Eröffnungsszene vermischen sich aufwendige Kostüme mit dunklen Gassen. Der Maler, den man fast mit Musketier d'Artagnan verwechseln könnte, wird beinahe aus Rache ermordet. Man ahnt nicht, dass diese Sequenz eine erste Vorwarnung ist: «L’ ombra di Caravaggio» hat mehr mit einem Mantel- und Degenfilm zu tun, als mit einer echten Verbeugung vor der Malerei.

Ein Schwertduell jagt das nächste, und die Kunst tritt in den Hintergrund. Wenn Werke wie «Medusa», «Amor als Sieger» oder die «Bekehrung des Heiligen Paulus» gezeigt werden, dann nur, um kleine Eckpunkte zu setzen – wie ein obligatorischer Zwischenstopp. Die Interpretation aller Gemälde wird dabei auf folgende Pointe zugespitzt: ihr blasphemischer Charakter, der die katholische Kirche empört.

Diese Prämisse ist nicht einmal uninteressant, wird aber leider von der Inszenierung und dem Drehbuch kaum bearbeitet. Leider benutzt der Film die polizeilichen Ermittlungen nur als Stütze. L'Ombra (Louis Garel), ein inoffizieller Ermittler der Kirche, muss die Spur von Caravaggio aufnehmen und seine Bilder nach kirchlicher Rechtschaffenheit beurteilen. Und daraus ergibt sich der schwerwiegendste Fehler des Films: Er ist in Rückblenden aufgebaut, die so maschinell und kontinuierlich wie Maschinengewehrsalven aufeinander folgen. Wir wechseln ständig zwischen der Gegenwart der Ermittlung und der Vergangenheit des Caravaggio hin und her. Dieser übermässige Gebrauch zerschneidet den Film so sehr, dass man ihm schon lange vor dem Ende des zweistündigen Spielfilms überdrüssig ist.

«L’ ombra di Caravaggio» ist so ein Film, dem es an Seele mangelt, da er zu stark in seiner Form und seiner Parteinahme gefangen ist. Trotz einer vielversprechenden Besetzung und beträchtlicher finanzieller Mittel hat er erhebliche Schwierigkeiten, zu überzeugen.

30.10.2023

2.5

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