Mein Totemtier und ich Deutschland, Luxemburg, Niederlande 2023 – 90min.

Filmkritik

Riesenstachelschwein in Rotterdam

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Illegale Einwanderung und Fragen nach Identität und Zugehörigkeit sind die Kernpunkte von Sander Burgers einfühlsamem Familienfilm «Mein Totemtier und ich». Eine sympathische Heldin und eine interessante Gestaltungsweise gleichen darin erzählerische Schwächen aus.

Die 11-jährige Ama (Jean-Philippe Amani) fühlt sich in Rotterdam eigentlich pudelwohl. Doch weil der Asylantrag ihrer Eltern abgelehnt wurde, lebt die aus dem Senegal stammende Familie in ständiger Angst vor einer Abschiebung. «Nie zur Polizei gehen, was auch immer passiert!», lautet ihr Motto. Als Amas Mutter und ihr Bruder verhaftet werden, beginnt für das Mädchen eine Odyssee durch die Hafenstadt. So schnell wie möglich will sie ihren Vater finden, der während der Razzia nicht zu Hause war.

Migration ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Erst recht nach der erneuten Wahl Donald Trumps, der in den USA Massendeportationen angekündigt hat. Einen harten Kurs fährt auch die niederländische Rechtskoalition, die an einer drastischen Verschärfung des Asylrechts arbeitet. Dem leider häufig harschen Ton in der Debatte stellt «Mein Totemtier und ich» einen empathischen Ansatz gegenüber. Hier geht es um das Menschliche, um Sehnsüchte und Grundbedürfnisse, ohne dass der Film alles romantisieren würde.

Das Drehbuch kann mit seinen Zufällen und seinem überfrachteten Finale zwar nicht immer überzeugen. Die lebhaft verkörperte Heldin und einige gelungene Gestaltungskniffe bilden aber ein gutes Gegengewicht. Besonders schön ist die Idee, auf die Mittel des magischen Realismus zurückzugreifen. Ein riesiges imaginäres Stachelschwein (kein KI-Wesen, sondern eine mechanische Puppe), das titelgebende Totemtier, wird der Hauptfigur auf ihrer Reise zu einem Trostspender und Wegweiser.

12.11.2024

3.5

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