Neneh Superstar Frankreich 2020 – 95min.
Filmkritik
Eine Ballerina, die aus der Reihe tanzt
Der von Hip-Hop und Ballett begeisterte Regisseur Ramzi Ben Sliman taucht in die kompromisslose Welt einer Ballettschule ein und begleitet ein junges Mädchen, das nicht dem erwarteten Profil entspricht.
Neneh (Oumy Bruni Garrel), ein 12-jähriges schwarzes Mädchen mit feurigem Temperament, ist eine leidenschaftliche Tänzerin und tut alles, um in die Ballettschule der Pariser Oper aufgenommen zu werden. Während die meisten Lehrer ihren Stil bewundern, findet die Direktorin Marianne Bellage (Maïwenn) sie nicht überzeugend: Neneh ist zu schwarz und zu «vorstädtisch», um sich in die Form zu fügen. Sie muss sich noch mehr anstrengen, um in einem streng normierten Umfeld akzeptiert zu werden.
Es gibt viele Filme, die das Tanzen zum Thema haben. Vor allem, wenn es sich um eine Erfolgsgeschichte handelt, in der eine Figur darum kämpft, ihr Ziel zu erreichen und die Beste zu sein. Es braucht also einen einzigartigen Ansatz und das gewisse Etwas, um aus der Masse herauszustechen. So wie es die genialen Filme «Girl» des Belgiers Lukas Dhont, «And Then We Danced» des Schweden Levan Akin und sogar «Mignonnes» der Franco-Senegalesin Maïmouna Doucouré getan haben. Ramzi Ben Sliman und sein «Neneh Superstar», der Klischee an Klischee reiht, bleiben derweil ohne Überraschung oder Originalität.
Natürlich wird Neneh von der Direktorin (einer ehemaligen Primaballerina, die sich wegen ihrer persönlichen Probleme so verhält) schikaniert, natürlich wird sie von ihren eifersüchtigen Mitschülerinnen gehänselt, und natürlich ist sie diejenige, die dafür bezahlen muss. «Neneh Superstar» verfällt in Pathos und wirkt wie ein Déjà-vu, bevor er mit einem schnellen und gefälligen Epilog endet.
Der Inszenierung gelingt es nicht, sich von der Masse abzuheben, sodass auch die Tanzszenen kaum vom Hocker reissen. Die Leistung von Oumy Bruni Garrel lässt hingegen eine schöne Karriere für den 15-jährigen Kinderstar erwarten. Abschliessend sei gesagt, dass das Thema Rassismus in einem Milieu wie dem des Balletts zwar angesprochen werden sollte, aber eine bessere Behandlung mit mehr Tiefe verdient hätte, fernab von all diesen sentimentalen Gefühlen und Klischees.
Übersetzung aus dem Französischen durch Maria Engler
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