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O Vento Assobiando nas Gruas Portugal, Schweiz 2022 – 105min.

Filmkritik

Die Kraft der Liebe

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Eine wohlbehütet aufgewachsene Portugiesin geht gegen den Willen ihrer Familie eine Beziehungen mit einem verwitweten Mann aus Kap Verde ein. Jeanne Waltz‘ Adaption eines Romans von Lídia Jorge fasziniert als vielschichtiges Drama über gesellschaftliche Vorurteile und Unterschiede sowie Rassismus.

Algarve, 1990er-Jahre: Milene Leandro (Rita Cabaço) wächst bei ihrer Oma auf. Nach ihrem Tod verbringt die lebenslustige 27-Jährige viel Zeit bei der kapverdischen Familie, die ihre Oma in der stillgelegten Fabrik der Familie untergebracht hat. Dort lernt sie den verwitweten Kranführer Antonino und dessen Söhne kennen. Trotz der gesellschaftlichen Vorurteile und gegen den Willen der Familie Leandro, werden die beiden ein Paar.

«O Vento Assobiando nas Gruas» ist der dritte Spielfilm der seit über dreissig Jahren in Portugal lebenden Schweizerin Jeanne Waltz. Der Film spielt vor dem Hintergrund des in den 1990er-Jahren in der Algarve herrschenden Baubooms. Er erzählt, wie eine sensible junge Frau die Liebe entdeckt und dadurch ihre Unabhängigkeit erlangt. Gleichzeitig entwirft er das Porträt zwei ungleicher Familien, die durch diese Liebe in die Auseinandersetzung miteinander gezwungen werden.

Der Reiz liegt dabei im Aufeinandertreffen der Gegensätze. Die Humanität und der starke Zusammenhalt der kapverdischen Familie gegenüber der berechnenden Arroganz der portugiesischen Familie, die volkstümlichen Lieder, die Antoninos Familie singt, und die Popmusik, zu der Milene tanzt. Getragen wird «O Vento Assobiando nas Gruas» weitestgehend von der Hauptdarstellerin Rita Cabaço, die der wortkargen Protagonistin in ausdrucksstarkem Spiel eine fesselnde Präsenz verleiht.

15.07.2024

3.5

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