Filmkritik
Frau und Pferd
Weil ihre Schwester in einer psychiatrischen Klinik ist, muss Eva deren Auftrag, die Vertonung eines Werbespots für Antidepressiva, in dem ein Pferd die Hauptrolle spielt, übernehmen. Ihr erster Versuch schlägt fehl, der Auftraggeber rät ihr, sich echte Pferde anzuschauen. Das macht sie auch und entwickelt sogleich eine besondere Faszination für die Tiere. Sie kann sich dermassen in sie hineinversetzen, dass ihr bald selbst ein langer Schweif wächst. Nach kurzer Beunruhigung lernt sie, diesen zu akzeptieren und merkt gleichzeitig, dass er ein nützliches Mittel für die sexuelle Annäherung zum genauso eigenbrötlerischen Botaniker ist, zu dem sie sich hingezogen fühlt.
Ann Oren hebt in ihrem Spielfilmdebüt die konventionellen Grenzen zwischen den Geschlechtern auf. Sie spielt mit den Erwartungen des Zuschauers, interpretiert sexuelle Fetische neu und schafft damit einen geschützten Ort für Gedankenexperimente und die Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen von Sinnlichkeit. Gänzlich überzeugen kann das Resultat allerdings leider nicht. Der Film fühlt sich an wie ein nicht zu Ende gedachtes Fragment. Dennoch erinnert er formal und auch in seiner allgemeinen Stimmung an Klassiker des europäischen Kinos und insbesondere an Werke der französischen Nouvelle Vague.
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