Love Life Frankreich, Japan 2022 – 123min.
Filmkritik
Ein Liebesbrief an das Leben
Die japanische Sängerin Akiko Yanos sang vor mehr als 30 Jahren in ihrem Lied «Love Life»: «Du kannst lieben, egal wie weit ihr voneinander entfernt seid». Es bewegte den japanischen Regisseur Kōji Fukada so sehr, dass er mit «Love Life» eine emotionale Geschichte über Liebe, das Leben und den Tod schrieb.
Taeko (Fumino Kimura) hat auf den ersten Blick alles, was eine Frau sich wünscht. Ihr Ehemann Jirô (Kento Nagayama) ist fürsorglich und beruflich erfolgreich, ihr Sohn Keita (Tetta Shimada) ein Meister im komplexen Spiel Othello. Dass Keita ein Sohn aus der ersten Ehe Taekos ist, wird jedoch immer wieder Thema, wenn Jirôs Eltern zu Besuch kommen. Taeko wird dadurch regelmässig daran erinnert, dass ihre Vergangenheit Schande über die Familie bringt. Ein tragischer Unfall macht alles noch schlimmer.
Einfache Bilder bestimmen das Geschehen: Kaeto nimmt Wäsche ab und spielt mit ihrem Sohn eine Variante des chinesischen Schachs Go. Sobald der Mann hinzukommt, wird das Familienbild in starren Aufnahmen komplettiert. Es erinnert an Werke der japanischen Filmgrösse Yasujirō Ozu, der sich stets der Familie im Film widmete, diese stets in starre wie distanzierte Bilder hüllte. «Love Life» ist jedoch alles andere als eine billige Ozu-Kopie.
Spätestens dann, als ein tragischer Unfall geschieht, hat «Love Life» rein gar nichts mehr mit Ozu gemeinsam. Zu emotional fällt dieser Moment aus, zu melancholisch ist die darauf folgende Geschichte. Das Konzept Familie in Trümmern liegend, richtet Fukada konsequent den Blick auf die Frau, die keinerlei Zeit bekommt, um den Unfall verarbeiten zu können.
Mit Fingerspitzengefühl inszeniert, folgt eine Geschichte, die sich zwischen zwei Extremen einreiht. Zärtlich auf der einen und äusserst unangenehm auf der anderen Seite, weist «Love Life» bis zum Ende eine einzigartige Ambivalenz auf. Themen wie Vergebung, Güte, aber auch Selbstfindung, die gelungen verwoben werden, bescheren dem japanischen Drama weitere Pluspunkte. Der Umstand, dass sich nicht sagen lässt, ob es sich beim Ende um ein gutes oder schlechtes handelt, rundet all das perfekt ab.
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